Lot 232 D

Architektonisch aufgebaute Kompositionen, in denen die Staffelung des Bildraumes einer radikalen Flächigkeit weicht, markieren das Spätwerk von Serge Poliakoff. Ändert sich seine Art der Bildfindung seit den mittleren 1940er Jahren nur noch wenig, so lassen seine späteren Arbeiten immer häufiger eine Tendenz zum Monochromen erkennen. Eine stark reduzierte Farbskala ist auch kennzeichnendes Merkmal der vorliegenden Komposition, die in ihrer Tonalität beruhigt, beinahe geläutert wirkt.
Eindrücklich demonstriert Poliakoff sein typisches Verfahren der flächigen Überlagerung einzelner Farben und Formen. Mit kühler Palette und großzügig gefassten Flächen ordnet er Schicht um Schicht den Bildraum. Die einzelnen übereinander gelegten Farbschichten verhelfen dem Bild dabei zu einer zarten Transparenz und Leuchtkraft, die sich dem Betrachter erst allmählich mitteilt. Das kräftige Blau und dunkle Grün verfügen über eine erstaunliche Tiefe und fächern bei genauem Hinsehen in jene komplexe Farbnuancierungen auf, die die Leinwand in der Überlagerung der Farben zu einem vibrierenden Resonanzboden werden lassen.
Im Jahr 1966 widmet das Kunstmuseum St. Gallen dem Maler Serge Poliakoff die erste umfangreiche Retrospektive. Nur wenige Jahre zuvor war er auf der 31. Biennale di Venezia mit einem eigenen Saal geehrt worden.