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Lot 317 Dα

Max Liebermann - Zwei Spaniels

Auktion 1059 - Übersicht Köln
27.11.2015, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 60.000 € - 70.000 €
Ergebnis: 80.600 € (inkl. Aufgeld)

Max Liebermann

Zwei Spaniels
1913/1914

Öl auf Malkarton, auf Holz aufgezogen (rückseitig parkettiert) 64,5 x 81 cm Gerahmt. Oben rechts braun signiert und datiert 'M. Liebermann 14'. - Mit 2 minimalen Farbabplatzungen; der Karton an der Oberkante stellenweise mit kleinen Ausrissen. Entlang der Ränder mit Nagellöchern und kleinen unauffälligen Retuschen.

Das grossformatige Gemälde zeigt ausschnitthaft zwei gefleckte Cocker-Spaniel, wie man sie in dem "1913" datierten Gemälde "Jäger mit Hundekoppel" (Eberle 1913/31, verschollen) in der Gruppe wiederfindet. Und ein sehr ähnliches, isoliertes Hunde-Pärchen findet sich in dem ebenfalls "1913" datierten Gemälde der Sammlung Wolfgang Gurlitt ("Zwei Spaniels", Eberle 1913/26, gleiches Bildformat, heute Neue Galerie der Stadt Linz). Die vorliegende Arbeit gehörte offensichtlich zu einer kleinen Folge von insgesamt 6 bei Eberle dokumentierten Hundeporträts, von denen einige als verschollen gelten müssen.
Diese Tierdarstellungen gehen sämtlich zurück auf einen Aufenthalt des Künstlers in Nordwijk, im Sommer des Jahres, wo er in den Dünen die Kaninchenjagd mit Spaniels beobachten konnte. In Begleitung von Paul Cassirer, der in Nordwijk ein Sommerhaus besaß, und des Journalisten Harry David war der Maler der Einladung eines holländischen Tabakmagnaten gefolgt: Dem Künstler wurde der Hundezwinger gezeigt, die Tiere vorgeführt, er begleitete die Jagdgesellschaft mit den wimmelden Hunden an die Nordseeküste - all dies fand Umsetzung in den bekannten Dünenlandschaften mit dem Titel "Jäger in den Dünen" (vgl. Eberle 1913/33-1913/37).
Das typische Gruppenverhalten der Tiere, ihre Intelligenz und Beweglichkeit, nicht zuletzt die Lebendigkeit der Spaniels mit ihrem schönen Fell scheinen Liebermann fasziniert zu haben. H. David berichtete von dem Aufenthalt in einem Artikel ("Liebermann als Tiermaler", in: Vossische Zeitung Nr. 106, 27.2.1914) und Liebermann selbst kommentierte seinen Aufenthalt im September 1913 in einem Schreiben an Alfred Lichtwark: "[...] seit 3 Tagen sind wir zurück. Meine Frau u Käthe aus der Schweiz, ich aus Nordwyk, wo ich, wie ich denke, nicht ohne Erfolg gearbeitet habe: einen englischen Trainer mit einer Meute von Spagniols, einer Hundeart, wie sie Velasquez gemalt hat. Und eigenthümlicher Weise habe ich in Weimar vor mehr als 40 Jahren etwas Ähnliches machen wollen. Ohne es zu können. Ob ich es jetzt kann?" (zit. nach Matthias Eberle, Max Liebermann, Werkverzeichnis, München 1996, S. 879).
Ist der gewollte Anschnitt der Tiere im Bild ein modernes, vom Impressionismus her bekanntes neues Ausdrucksmittel der Malerei, beeindruckt hier insbesondere die Malweise, die die Kunst Max Liebermanns in einem vollendeten Beispiel vorführt. "Zwei große Studien nach braunweißen und schwarzweißen Spaniels sind in der Wiedergabe des langen seidigen Fells von vollendeter Meisterschaft" - schrieb man schon damals in der Besprechung der Berliner Sezessions-Ausstellung von 1914, wo auch das vorliegende Gemälde ausgestellt war (K. Zoege von Manteuffel, in: Kunst für Alle, op. cit., S. 468, vgl. auch Abb. S. 465).

Werkverzeichnis

Eberle 1913/27

Provenienz

Münchner Sezession (1914, verkäuflich); Privatbesitz Frankfurt a.M. (1927); Sammlung Dr. A. Ganz, St. Niklas/Luzern (bis 1928); Cassirer-Helbing, Berlin (1928); Stuttgarter Kunstkabinett Ketterer (1955); Galerie Beyeler, Basel (Nov. 1958); Hans Soraperra, Zürich (1958); Ketterer München (1969); Lempertz Köln (1980, Privatbesitz Schweiz); Sammlung Dr. Heinz Nickels, Bielefeld; Privatbesitz Norddeutschland

Literaturhinweise

Kurt Zoege von Manteuffel, Die Ausstellung der Freien Secession in Berlin, in: Kunst für Alle, Jg. XXIX, Heft 20, Juli 1914, S. 468; Karl Voll, Zu Max Liebermanns 70. Geburtstag, in: Kunst für Alle, Jg. XXXII, Heft 21/22, Aug. 1917, S. 401-408 mit Abb. S. 409; N.N., Versteigerung der Sammlung Ganz, in: Der Cicerone, Jg. XX, 1928, Heft 21, S. 714

Ausstellung

Berlin 1914 (1. Ausstellung der Freien Sezession), Nr. 137; München 1914 (Kunstausstellung der Münchner Sezession), Nr. 137; Frankfurt 1927 (Galerie Goldschmidt), Max Liebermann, Werke aus Frankfurter Privatbesitz, Kat. Nr. 40 ("zwei Hunde, Öl auf Pappe, 65 x 78,5 cm, 1913"); Berlin 1928 (Cassirer-Helbing, 30.10.1928), Sammlung Dr. A. Ganz, St. Niklas bei Luzern - Aus Berliner und anderem Privatbesitz - Aus dem Nachlass Paul M. Robinow Hamburg, Nr. 51 mit Abb.; Berlin 1936 (Jüdische Gemeinde), Max Liebermann, Nr. 38 mit Abb.; Stuttgart 1955 (Stuttgarter Kunstkabinett), 21. Auktion 24.-27.5.1955, Los 1609; München 1969 (Galerie Ketterer), 2. Auktion, 20./21.5.1969, Los 833, Abb. S. 191; Köln 1980 (Kunsthaus Lempertz), 576. Auktion, Kunst des XX. Jahrhunderts, 17.8.1980, Los 409, Tafel 31