Gotthard Graubner - Farbraumkörper I - image-1

Lot 424 R

Gotthard Graubner - Farbraumkörper I

Auktion 1079 - Übersicht Köln
03.12.2016, 14:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 250.000 € - 350.000 €
Ergebnis: 580.000 € (inkl. Aufgeld)

Gotthard Graubner

Farbraumkörper I
1997

Öl und Acryl auf Leinwand auf Synthetikwatte. Ca. 204 x 204 x 20 cm. Rückseitig auf der Leinwand signiert und datiert 'Graubner 97' sowie mit Richtungspfeil. - Mit leichten Altersspuren.

„Die Farbraumkörper sind Wandobjekte. Am Anfang stehen die „rohen“ noch unbemalten Bildträger: Die auf einem Keilrahmen aus Holz oder Metall befestigte Leinwand deckt eine gleichmäßige Lage von Synthetikwatte, die je nach Größe variiert und bis zu 20 cm dick sein kann. Über ihr ist eine zweite Textilbespannung so angebracht, dass sie die Seitenkanten ohne Faltenbildung weich gerundet polstert. Durch den straffen Bezug entsteht zu den Rändern hin eine leichte Abflachung gegenüber der ein wenig vorgewölbten Mittelpartie. Dieser „Rohling“ wird auf dem Boden liegend mit dünnflüssigen Farben in Schichten getränkt, bestrichen, beschüttet, besprengt, in kreisenden Bewegungen bei gleichzeitigem Umschreiten von allen Seiten mit langstieligen Breitpinseln eingerieben. Als schlingende Formen schreiben sich die Arm- und Körperrhythmen ins Bild ein, während die Farbflüssigkeit einsickert und im Innern auftrocknet, ohne dass sich die durch und durch mit Pigment angereicherte Watte verformt. An den Rändern, die später die Tiefendimension des senkrecht an der Wand angebrachten Bildes erschließen, darf die Farbe, wie oft bei Gotthard Graubners Arbeiten, in feinen Spuren ausrinnen, in Kränzen unregelmäßig verkrustet, wenn er sie nicht auch hier fein verreibt, die Erinnerung an den Entstehungsprozess tilgt. Je nach Format werden zwanzig Liter und mehr Farbe nacheinander aufgetragen, dringen durch die Leinwand in die Watte ein, färben sie, der Beobachtung entzogen, auch insofern unregelmäßig, als durch gelegentlich absichtlich herbeigeführte Erschütterungen in den Sickerprozess im Innern eingegriffen wird. Das Malen am Boden unterbrechen Pausen, in denen das unfertige Bild in senkrechte Position gebracht wird, um das erreichte Stadium auf seine Wirkung hin zu überprüfen. Dies kann zu vollständigen Farbwechsel, zu einer Art Neuansatz führen oder zu einem Verdichten in der eingeschlagenen Richtung. Selbst da, wo Aufgabe oder Auftrag mit gewissen konzeptionellen Vorstellungen verbunden sind, scheint sich Gotthard Graubner die größtmögliche Freiheit zuzugestehen, bis ihm jenes Leuchten antwortet, dem nichts hinzuzufügen bleibt.“ (Katharina Schmidt, Gotthard Graubner, Farblicht, in: Veit Görner und Caroline Sommer (Hg.), Gotthard Graubner, Farblicht, Ausst.Kat. Kestner Gesellschaft, Hannover 2003).

Provenienz

Direkt vom Künstler erworben