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Lot 614 D

Blinky Palermo - Ohne Titel (Graue Scheibe)

Auktion 1079 - Übersicht Köln
03.12.2016, 14:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 20.000 € - 30.000 €
Ergebnis: 34.720 € (inkl. Aufgeld)

Blinky Palermo

Ohne Titel (Graue Scheibe)
Um 1970

Gouache auf Karton. 51 x 73 cm. Am oberen Rand mit Richtungspfeil und -angabe bezeichnet. - Mit leichten Altersspuren.

Die vorliegende Arbeit diente als Druckvorlage für "Graue Scheibe, blaues Dreieck" bzw. "4 Prototypen", siehe Jahn 5 und 7.

Zu den Anfängen des druckgraphischen Werks führt Fred Jahn aus: „Im Sommer 1970 hatte ich mit Palermo eine lange Diskussion über Druckgrafik, in der ich versuchte, zwei grundsätzliche Vorbehalte auszuräumen: zum einen gab es bei Palermo Schwierigkeiten mit dem blauen Dreieck von 1966, das der Drucker, den er bis dato nie traf, nach einer Gouache angefertigt hatte. Der Versuch, die Struktur der Gouache zu reproduzieren, brachte ein Ergebnis, das nicht im Sinne von Palermo sein konnte. Er war enttäuscht und hatte ein für alle Mal beschlossen, dass Drucken nicht seine Sache sei.
Zum zweiten brach 1970 der gesamte Grafikmarkt unter einer Schwemme von pop- und op-art in all seinen lokalen Spielarten zusammen. Es hieß allgemein, man könne keine Grafik mehr machen. Zu jener Zeit hatte ich mir vorgenommen, mit einem Editionsprogramm gegen diese Tendenz anzuarbeiten und versuchte, die Künstler dazu zu bewegen, selbst wieder in den Druckereien zu arbeiten und Entwürfe zu fertigen, die dem Medium gerecht werden bzw. im Idealfall sogar vom Medium ausgehen.
Wochen später hatte Palermo die Prototypen-Mappe entwickelt, die immer wiederkehrende, quasi standardisierte Figuren seines Oeuvres thematisiert. Der Siebdruck schien uns beiden hierfür als einzige Grafik-Technik, die eine absolut homogene, geschlossene Fläche zustande bringt, am geeignetsten. Die Ergebnisse faszinierten uns derart, dass wir trotz kommerzieller Misserfolge beschlossen, weiterzuarbeiten.“ (Fred Jahn (Hg.), Palermo, Die gesamte Grafik und Auflagenobjekte 1966 bis 1975, S.8).

Erst seine Begegnung mit dem Drucker Helmut Laube im Jahr 1970 führt zu einer Wiederaufnahme der Arbeit mit druckgraphischen Verfahren. Aus dieser Zusammenarbeit resultieren der Probedruck (Lot 611) sowie die im Doppelbogen ausgeführten Varianten (Lot 612 und Lot 613). Mit Lot 614, Lot 615 und Lot 616 liegen zusätzlich die originalen Vorlagen dieser Farbserigraphien vor.

Alle Arbeiten stammen aus der direkten Provenienz des Druckers Helmut Laube. In ihrer Zusammenfügung dokumentieren sie einen Schlüsselmoment im Schaffen des Künstlers, das sein weiteres druckgraphisches Oeuvre maßgeblich beeinflusst hat.

„Wie Fred Jahn berichtete, misstraute er der Technik und zögerte, Verantwortung an einen Drucker abzugeben. Doch Jahn machte ihn in München mit dem Serigraphischen Atelier Laube und dem Graphischen Druckerei Dunkes bekannt, woraus sich schnell eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit ergab. Neben der Lithografie und dem Folien-Prägedruck war es vor allem die Technik des Siebdrucks, die Palermos künstlerischen Vorstellungen sehr entgegenkam, da sie mithilfe von satten, deckenden Farben homogene Flächen erzeugen kann. Allein 1970 und 1971 gab die Galerie Heiner Friedrich sechs abstrakte Siebdrucke als Einzelblätter und drei Siebdruckmappen mit zwei bis vier Blättern in überschaubaren Auflagen heraus, womit deutlich wird, wie sehr die Galerie beziehungsweise in diesem Fall Fred Jahn die Arbeit des Künstlers begleitete und anregte. Auch wenn diese Editionen in Palermos Oeuvre mit seinen Unikaten motivisch eng verbunden sind, wurde das druckgrafische Verfahren für ihn formal und konzeptionell zu einem wichtigen künstlerischen Medium mit eigenständigen Ausdrucksqualitäten. “ (Hubertus Butin, Anmerkungen zur Kunst und Karriere Blinky Palermos, in: Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels Zadik (Hg.), Sediment, Blinky Palermo, Köln 2008, S.23).

Provenienz

Hartmut Laube, Berlin