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Lot 117 Dα

Teller aus dem botanischen Service für Kaiserin Joséphine

Auktion 1084 - Übersicht Berlin
03.05.2017, 16:00 - Sammlung Gronert
Schätzpreis: 3.200 € - 4.000 €
Ergebnis: 3.720 € (inkl. Aufgeld)

Teller aus dem botanischen Service für Kaiserin Joséphine

Porzellan, Emaildekor, Vergoldung. Antikglatt. Im Spiegel die fein gemalte Darstellung "Rosa villosa", der verblühenden Apfelrose, auf der Fahne ein antikisches Palmettenornament auf chamoisfarbenem Fond. Blaumarke Zepter, blauer Emailstrich, Pressnummer 2, Massezeichen. Durchmesser 22,8 cm.
Berlin, KPM, 1806 - 07.

Bei dieser und der vorausgegangenen Katalognummer handelt es sich um zwei Dessertteller aus dem botanischen Service für die französische Kaiserin Joséphine Bonaparte, das in den Jahren 1806 - 1807 von der KPM Berlin produziert wurde.

In der 1997 erstmals publizierten Bestellung ist der Tellertypus und die Anordnung des Dekors exakt beschrieben. Die gesamte Order für "Sa Majesté l´Impératrice" umfasste 72 ähnlich dekorierter Dessertteller:
"Soixante doux assiettes à dessert, bord chamois avec arabesques en or fond blanc, sur lequel est peinte une plante de couleur naturelle, dont le nom se trouve au revers du fond."

Jeder Teller ist bemalt mit einer natürlichen Blume nach einer grafischen Vorlage in bester Manufakturqualität. Um die Fahne hingegen ist jedes Stück dekoriert mit goldpolierten antikischen Ornamenten im unendlichen Rapport, stets auf einem chamoisfarbenen Fond. Auf der Unterseite der Teller befindet sich in schwarzer Schreibschrift der botanische Name der Pflanze. Die Bestellung des französischen Hofs gab detaillierte Angaben über die Dekore; es sind alle Pflanzen, die man auf den Tellern haben wollte, genau aufgelistet, so auch die der beiden hier angebotenen Teller: unter No. 42 findet sich Nemesia foetens und unter No. 60 Rosa vilosa.

Lempertz bietet zum ersten Mal Dessertteller dieses Services an. Nur sehr selten tauchen einzelne Exmplare der 72 "Assiettes à Couteau" mit Pflanzen im Spiegel nebst Rand- und Anstiegsvergoldung im Handel und auf Auktionen auf. Die Zuschreibung zu diesem Service war bisher zögerlich, auch weil man die Teller nicht sicher identifizieren konnte. Das ist nun dank der 1997 von den französischen Museen publizierten Archivalie möglich. Bis dato üblich war die Formulierung "In der Art des botanischen Services für Kaiserin Joséphine Bonaparte".

Samuel Wittwer schreibt im Katalog zur Sammlung Richard B. Cohen, dass "In einem Buch, das sämtliche zwischen 1813 und 1820 von den Malerwerkstätten an das Hauptwarenlager zum öffentlichen Verkauf fertig abgelieferten Geschirrteile auflistet, (...) mehrfach Teller genannt (werden), deren Beschreibung dem Typus der Exemplare für die französische Kaiserin entsprechen." (S. 257). Ganz offensichtlich ist der Typus der botanischen Dekoration danach in Mode gekommen - wie viele andere Moden, die die französische Kaiserin inspirierte - und wurde für zahlreiche weitere Besteller in ähnlicher Qualität und Form nachproduziert.