Lyonel Feininger - Luminous Clouds - image-1

Lot 336 R

Lyonel Feininger - Luminous Clouds

Auktion 979 - Übersicht Köln
31.05.2011, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 35.000 €
Ergebnis: 65.340 € (inkl. Aufgeld)

Aquarell und Tuschfederzeichnung auf elfenbeinfarbenem Büttenpapier mit Wasserzeichen "MBM" 31,4 x 47,8 cm, unter Glas gerahmt. Unten links mit Tuschfeder signiert und rechts datiert Feininger 16.8.44. - Rückseitig mit dem kleinen ovalförmigen Stempel "FEININGER ESTATE" versehen. Auf dem Rahmenkarton mit dem gedruckten Etikett der Galerie Marlborough, Zürich, darin maschinenschriftlich mit Künstlernamen, Titel, Jahr und der Lagernummer "50586.I" versehen.

"Ich kannte Turner aus einem großen Buch von Stahlstichen - ein klassisches Werk - als ich noch ein kleiner Junge war. (...) Turner, bewußt oder unbewußt, hat eine Rolle gespielt in meinem Verständnis für Licht und Schatten, magischen Raum, Spiegelungen auf dem Wasser und in der Atmosphäre (...) ich hatte schon 'Raum' in meinen karikaturistischen Arbeiten entdeckt und das, zusammen mit musikalischem Raum - Kontrapunkt bei Bach -, gab den festen Grund zum Aufbau des atmosphärischen Raums, abgesehen von Turners Form", beschreibt Feininger seine frühe Faszination angesichts der Gemälde des großen englischen Malers William Turner, dessen Hauptanliegen den Elementen im ausgehenden 18., Anfang 19. Jahrhundert galt, in einem Brief an seinen Sohn T. Lux Anfang Juli 1946 (zit. nach Susanne Hecht, Die sublime (Licht-) Magie des Meeres bei William Turner und Lyonel Feininger, in: Ausst. Kat. Feininger. Frühe Werke und Freunde, Wuppertal 2006 (Von der Heydt-Museum), S. 65).
Dem Meer mit seinen atmosphärischen Lichtphänomenen verschrieb sich der Künstler Feininger in ähnlich hohem Maße wie er früh sein Talent auf die Charakterisierung menschlicher Karikaturen verwandte, aus der er einen Fundus von Figuentypen entwickelte wie beispielsweise die Frau mit roten Haaren oder den Herrn im hohen Zylinder, auch die 'Spaziergänger am Meer' gehören dazu.
In vorliegendem Aquarell sind diese beiden Interessen Feiningers vereint. Eine äußerst knappe Strichführung reicht, um den gesamten Bildraum zu eröffnen - unsicher über die genaue Topographie, ist wohl eine Szenerie am Strand zu verorten (vgl. auch Ausst. Kat. L. Feininger. Die Zeichnungen und Aquarelle, Hamburg/Tübingen 1998 (HH Kunsthalle/Kunsthalle Tübingen), Kat. Nr. 167, Farbabb. S. 200 "Vier Figuren am Strand"). Eine leise skurrile Komik vermittelt sich angesichts der innewohnenden Brisanz von Größenverhältnissen des mächtig dräuenden Wetters - lichtvoll ist die Riesenwolke wahrlich nicht - am hohen Himmel und der winzig kleinen, mit nur einem Schirm ausgestatteten Gruppe von Spaziergängern.

In dem selben Jahr, 1944, findet im New Yorker Museum of Modern Art eine Retrospektive seines Werks statt, die Feininger auch in seinem Geburtsland die große Anerkennung bringt, die ihm in Deutschland lange zuvor auch als Lehrer am Bauhaus zuteil geworden war.

Provenienz

Nachlaß des Künstlers; Marlborough Galerie Zürich; Privatbesitz Schweiz