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Lot 862 Dα

Große Terrine, "Gemüsenapf"

Auktion 1086 - Übersicht Köln
19.05.2017, 17:00 - Ausgewählte Werke
Schätzpreis: 15.000 € - 20.000 €
Ergebnis: 28.520 € (inkl. Aufgeld)

Große Terrine, "Gemüsenapf"

Porzellan, blauer Unterglasurdekor. Auf ovalem Grundriss, mit Einsatzdeckel und zwei Handhaben. Auf dem Boden kursiv graviert "Gemüsenapf". Blaumarke Schwerter mit drei Schliffstrichen, quadratische Prägemarke van de Velde, Pressnummer 22, blaue 71. H 16, B 36 cm.
Meißen, das Modell von Henry van de Velde, Entwurf 1903 / 1904.

Im Jahr 1902 trat die Meißener Porzellanmanufaktur an den bis dahin mit der Porzellanherstellung unerfahrenen Henry van de Velde heran.
In direkter Zusammenarbeit mit dem Künstler wünschte man ein alternatives Gebrauchsgeschirr zu dem bewährten, aber nicht mehr zeitgemäß modernen „Zwiebelmuster“ - Service zu entwickeln.
Damit begann ein langwieriger Entwurfsprozess, im Laufe dessen bis 1905 das „Große Tafelservice“ und das „Kaffee- und Theeservice“ mit insgesamt 42 verschiedenen Serviceteilen entstanden. Jedes der Serviceteile erhielt eine vierstellige Entwurfsnummer zwischen 1701 - 1742.
Für van de Velde sollte sich die individuellen Gestaltung eines jeden Stückes aus seiner Funktion mitbegründen und beide Aspekte idealerweise in einander übergehen.
Obwohl van de Velde eine völlig weiße bzw. lediglich mit Gold gehöhte Version seines Serviceentwurfs bevorzugt hätte, entschied die Manufaktur, dass ein blauer Unterglasurdekor unbedingt notwendig sei. So entstand die heute unter dem Namen „Peitschenhiebdekor“ bekannte Bemalung. Diese war recht schwierig, da der Dekor zügig und gleichmäßig auf den porösen Scherbens aufgetragen werden musste.
Im Anschluss an seinen langwierigen Entstehungsprozess stieß das Service lange auf wenig Gegenliebe. Insbesondere van de Veldes Umgang mit dem Material Porzellan wurde häufig kritisiert, habe er sich doch zu sehr an Entwürfen für Metallobjekte orientiert. Zudem waren einige der Serviceteile, wie z.B. die Terrine, die wegen ihrer organisch modellierten Formen einen stärkeren Scherben verlangten, häufig sehr schwer.

Literaturhinweise

Vgl. Föhl/Neumann, WVZ Henry van de Velde, Bd. III, Keramik, Weimar 2016, S. 420 ff, Nr. III. 2.1.10.