Jan van Eyck, Nachfolge - Madonna mit Kind - image-1

Lot 1005 Dα

Jan van Eyck, Nachfolge - Madonna mit Kind

Auktion 1087 - Übersicht Köln
20.05.2017, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 150.000 € - 170.000 €

Jan van Eyck, Nachfolge

Madonna mit Kind

Öl auf Holz. 81 x 65 cm.

Das eindrucksvolle Madonnenbildnis auf dieser Tafel ist ein Zitat aus dem berühmten „Van der Paele Altar“, den Jan van Eyck 1436 für die Sankt Domizian-Kirche von Brügge gemalt hat (heute Groenigemuseum, Inv. Nr. 1.161). Allerdings hat der aus dem frühen 16. Jahrhundert stammende Maler unseres Bildes das um 70 Jahre früher entstandene Vorbild im Stile seiner Zeit verändert.
Die Madonna ist frontal vor einer mit Brokat gespannten Wand und unter einem Baldachin platziert. Sie trägt einen roten, mit Edelsteinen gesäumten Umhang über dem blauen, ebenfalls kostbar geschmückten Gewand. Auf ihrem Schoß hält sie das auf einem weißen Tuch sitzende Kind. Dieses reicht der Mutter mit der linken Hand einen kleinen Blütenstrauß, in der rechten hält es einen Papagei. Die Gruppe wird von einer Balustrade im Vordergrund und zwei Pfeilern mit feinem Renaissance-Dekor umrahmt.
Die Farben des Gemäldes und die Figuren folgen der Vorlage so genau, dass man davon ausgehen muss, dass der Maler diese aus unmittelbarer Anschauung gekannt hat. Darüber hinaus zeigt die Infrarot-Reflektographie eine durchaus freie, recht üppige Unterzeichnung. Dabei folgt der Künstler z. B. bei dem Gesicht des Christuskindes sehr genau dem knapp 70 Jahre früher entstandenen Vorbild, während er sich deutlich mehr Freiheiten bei den Gesichtszügen der Mutter, den Proportionen des Vogels und der bildräumlichen Gliederung erlaubt.
Van Eycks „Van der Paele Altar“ gehörte seit seiner Entstehung zu den meist bewunderten Werken der Malerei in Brügge. Im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts kam es gar zu einer sogenannten Van-Eyck-Renaissance. Künstler wie Adriaen Isenbrant, Ambrosius Benson, Jan Provost und andere haben die geradezu emblematische Madonna in ihren Werken aufgenommen - oft, wie auch hier, in kleinerem Format für die private Andacht.
Friedländers um 1510 vorgeschlagene Datierung unserer Tafel konnte durch eine dendrochronologische Untersuchung bestätigt werden. Damit handelt es sich hierbei um eine der frühesten heute noch erhaltenen Versionen seiner Art.

Zertifikat

Dr. Peter Klein, Hamburg, Dendrochronoligische Untersuchung, 7.9.1995.

Provenienz

Sammlung J. Fletcher Moulton, London, vor 1899 und bis 1980. - Niederländische Privatsammlung.

Literaturhinweise

W. H. James Weale, M. Brockwell: The Van Eycks and Their Art, London 1912, S. 126. - M. J. Friedländer: Die Altniederländische Malerei, I. Die Van Eyck, Petrus Christus, Berlin 1924, S. 43 Buchst. C. - A. Janssens de Bisthoven: Stedelijk Museum voor Schone Kunsten (Groningemuseum Brügge) (De Vlaamse Primitieven. I. Corpus van de vijftiende-eeuwse Schilderkunst in de Zuidelijke Nederlanden), Antwerpen 1957, S. 69, Nr. 2b. - M. J. Friedländer: Early Netherlandish Painting, I.The Van Eyck, Petrus Christus, Leiden/Brüssel 1967, S. 61, C. - A. Janssens de Bisthoven, Musée Communal des Beaux-Arts (Museée Groeninge) Bruges (Les Primitifs flamands I. Corpus de la peinture des anciens Pay-Bas méridionaux), Antwerpen 1983, S. 211, Nr. 2b.

Ausstellung

Exhibitions of Pictures by Masters of the Flemish and British Schools Including a Selection from the Works of Sir Peter Paul Rubens, London, The New Gallery, 1899-1900, Nr. 82.