Joos van Cleve, Werkstatt - Die Heilige Familie - image-1

Lot 1008 Dα

Joos van Cleve, Werkstatt - Die Heilige Familie

Auktion 1087 - Übersicht Köln
20.05.2017, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €

Joos van Cleve, Werkstatt

Die Heilige Familie

Öl auf Holz, auf neuere Holzplatte aufgezogen. 54 x 36,5 cm.

Die Entwicklung der Komposition des vorliegenden Gemäldes reicht zurück bis zu einem vor 1520 gemalten Werk des Joos van Cleve, das sich heute im Metropolitan Museum in New York befindet (Inv.-Nr. 32.100.57). In diesem Gemälde entlehnte Joos van Cleve die Darstellung der Madonna mit dem sitzenden Jesuskind der berühmten Lucca-Madonna des Jan van Eyck (Frankfurt a. M., Städel Museum, Inv.-Nr. 944) und erweiterte die Komposition um die Wiedergabe des Josef am linken Bildrand, die ihrerseits auf Darstellungen des Rogier van der Weyden zurückgreift. In der um 1520 entstandenen Heiligen Familie des Joos van Cleve in der National Gallery in London (Inv.-Nr. 2603) wird der Bildtypus der „Maria lactans“ beibehalten, das Jesuskind nun jedoch wie beim vorliegenden Werk stehend gezeigt.
Diese Komposition des Joos van Cleve erlangte eine außerordentliche Beliebtheit und wurde vom Meister und seiner Werkstatt ab 1525 mehrfach wieder aufgegriffen. Zum einen drückt sich darin der im frühen 16. Jahrhundert steigende Bedarf nach privaten Andachtsbildern aus, zum Anderen dürfte die große Beliebtheit der Komposition aber wohl auch in der innigen Beziehung zwischen Mutter und Kind sowie der größeren Verehrung des Josefs in dieser Zeit begründet liegen. Die verschiedenen Fassungen der Komposition wurden jeweils mit Variationen ins Bild gesetzt: In unserer fein gemalten Version, die insbesondere einem wenig kleineren Werk in der St. Petersburger Ermitage nahesteht (Inv.-Nr. 411), wird die Madonna von einem kostbaren Ehrentuch aus Damast hinterfangen, wie es um 1500 in Siena gewebt worden sein könnte, während Josef vor einem monochrom dunklen Hintergrund im Magnificat des Lukas-Evangeliums liest. Weitere Variationsmöglichkeiten bot das Stillleben auf der Steinbrüstung im Vordergrund, das in unserem Gemälde neben einer aufgeschnittenen Zitrone und einem Messer auch einen Akeleizweig umfasst, der als Symbol der Trinität galt.

Provenienz

Sammlung Peter C. Larkin und L. Aileen Larkin, Toronto (seit Februar 1932). – Art Gallery, Ontario (als Schenkung von L. Aileen Larkin 1945).