Lot 1015 Nα

Dieses Bildnis aus der Werkstatt François Clouets zeigt Margarete von Frankreich, Tochter König Franz I. und Bruder Heinrichs II. Die Dargestellte trägt ein weißes Kleid in der französischen Mode der Zeit, das golddurchwirkt und mit zahlreichen Perlen besetzt ist. Ihr kostbares Kostüm wie auch ihr Haar- und Halsschmuck weisen ihren hohen Rang aus, den sie als Mitglied des Hauses Valois innehatte. Die Bedeutung des vorliegenden Bildnisses ergibt sich aus seiner unmittelbaren Nähe zu einer Zeichnung von François Clouet, die sich im Besitz der Katharina von Medici befand, der Gemahlin Henrichs II. und damit Schwägerin Margaretes (vgl. Abb. 1, Musée Condé, Chantilly, Inv.-Nr. MN22). Der Vergleich zwischen der Zeichnung im Musée Condé und unserem Gemälde zeigt große Übereinstimmungen in den physiognomischen Details wie auch in der Gestaltung der Kleidung, zudem sind die Maße der beiden Werke nahezu identisch. Aufgrund dieser Nähe, aber auch der Qualität der Ausführung galt das vorliegende Gemälde lange Zeit als eigenhändiges Werk François Clouets.
Margarete von Frankreich, 1523 geboren, war die jüngste Tochter Franz I. von Frankreich und trug seit 1550 den Titel der Herzogin von Berry. Ihr Schicksal als Prinzessin aus dem Haus Valois wurde von der großen europäischen Machtpolitik bestimmt: Sie war zunächst als Braut des zukünftigen spanischen Königs bestimmt, nach dem Frieden von Cateau-Cambrésis im Jahr 1559 wurde sie – bereits 36jährig – von ihrem Bruder mit Emanuel Philibert von Savoyen verheiratet. Ihr Bruder, König Heinrich II., verstarb nur einen Tag nach ihrer Hochzeit infolge eines tragischen Turnierunfalls, dessentwegen ihre Hochzeit vorgezogen werden musste.
Die Vorzeichnung Clouets im Musée Condé trägt die Inschrift „Madame de Savoië“; dabei handelt es sich jedoch um eine spätere Ergänzung. Das vorliegende Bildnis dürfte deutlich vor der Heirat Margaretes mit dem Herzog von Savoyen, wohl in den frühen 1550er Jahren, entstanden sein, als sie in ihren späten 20er Jahren war.