Claude Vignon - Der reuige Petrus - image-1

Lot 1047 Dα

Claude Vignon - Der reuige Petrus

Auktion 1087 - Übersicht Köln
20.05.2017, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €

Claude Vignon

Der reuige Petrus

Öl auf Leinwand. 84 x 112 cm.
Signiert und datiert oben rechts: Vignon ping. 1643.

„In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“ (Mt. XXVI, 34). Mit diesen Worten sagt Jesus voraus, dass auch Petrus ihn verraten werde. Als Jesus gefangen genommen wird, leugnete Petrus tatsächlich, zu ihm zu gehören. Der Hahn kräht, und Petrus, der sich seines Verrats bewusst wird, weint. Claude Vignon stellt den reuigen Petrus in einer großen Halbfigurenkomposition dar, nur begleitet vom Hahn als Symbol seines Verrats. Bei diesem Gemälde aus österreichischem Privatbesitz handelt es sich höchst wahrscheinlich um jenes Werk, das bisher als verschollen galt und im Nachlassinventar als „Saint Pierre pleurant“ mit der Spezifizierung „à demy corps“ und der Datierung 1643 gelistet ist (Pracht Bassani, op. cit., S. 100, Nr. MC 100).
Den Typus des großformatigen halbfigurigen Heiligenbildes lernte Claude Vignon in Rom kennen, wo er sich von 1609 bis 1622 aufhielt. In dieser Zeit entstehen die ersten, offensichtlich von Caravaggio und dem Caravaggismus beeinflussten Darstellungen etwa des hl. Hieronymus, des hl. Antonius oder des hl. Petrus. Vignon führte die Produktion dieser Heiligenbilder auch nach seiner Rückkehr nach Paris fort. Das vorliegende Gemälde zeigt den stilistischen Wechsel, der sich im Verhältnis zu seinem römischen Frühwerk vollzogen hat: Die Figur ist nicht mehr durch klare Konturen, einem starken Helldunkel und einer betonten Körperlichkeit bestimmt, wie es in Vignons Frühwerk der Fall ist. Die Palette ist insgesamt dunkler geworden und die schnellen Pinselstriche bleiben sichtbar - die Hände etwa werden durch Bündel solcher Striche definiert.
Claude Vignon, 1593 geboren, zählte zu jenen zahlreichen französischen Künstlern, die nach Rom gingen und dort die Malerei Caravaggios, Guercinos, Guido Renis und Annibale Caraccis kennenlernten. Vignons künstlerische Persönlichkeit lässt sich nicht unter einen einzigen Begriff subsumieren, sie ist schillernd, widersprüchlich und komplex. So nahm er in seiner Kunst Einflüsse des Manierismus ebenso auf wie die der venezianischen, niederländischen und deutschen Kunst: Domenico Fetti, Adam Elsheimer, Jacob Pynas, Leonard Bramer sind nur einige der Künstler, mit denen er sich in seiner Malerei auseinandersetzte. Vignons technische Brillanz zeigt sich dabei auch im Medium der Druckgraphik; er zählt zu den bedeutendsten französischen Peintre-Graveurs des 17. Jahrhunderts. Nach seiner Rückkehr nach Paris war er ein hoch angesehener, produktiver und erfolgreicher Künstler, der Aufträge etwa für Ludwig XIII. und Kardinal Richelieu ausführte.

Literaturhinweise

Paola Pacht Bassani: Claude Vignon. 1593-1670. Paris 1992, S. 548, S. 100, Nr. MC 100.