Lot 1526 Dα

Carl Hasenpflug, 1802 in Berlin geboren, gehört zu den eigenwilligsten deutschen Malern des 19. Jahrhunderts. Zunächst als Architekturmaler spezialisiert, fand er schon bald ein unverwechselbares Bildmotiv, das in besonderer Weise den romantischen Zeitgeist einfing. Gewiss hatten Caspar David Friedrich und Karl Friedrich Schinkel hierfür den Boden vorbereitet, aber Hasenpflug gelang es souverän dieses Terrain weiter zu bearbeiten - nicht zuletzt dank seines virtuosen Maltalents. Die Verlassenheit seiner dem Verfall geweihten Klosterruinen unter eiskalter Schneedecke sind wunderbare Sinnbilder deutscher Melancholie und Sehnsucht. Ihre Wirkung erhalten die Bilder durch ein bestimmtes Kompositionsschema, bei dem der Blick des Betrachters wie durch ein Fenster gelenkt wird. Seine Aufmerksamkeit richtet der Künstler von einem dunklen Vordergrund ausgehend und durch einen Bogenausschnitt hindurch auf etwas, was der Betrachter als das Wesentliche dieser Bilder erkennt. Er spürt nämlich unmittelbar, dass dies nicht nur ein Stück Landschaft in wunderbar klarer Morgenluft ist, sondern vor allem eine Ehrerbietung an die göttliche Schöpfung.
Das Gemälde „Klosterruine im Winter“ vereint Hasenpflugs klassische Bildmotive und Kompositionselemente. Im Vordergrund bereiten die herabgestürzten Steinquader, der steinerne Sarkophag und der vereiste Steinboden den Betrachter auf die Botschaft des Bildes vor, die erst außerhalb des gotischen Spitzbogens sichtbar wird: Die helle Schneedecke, die Ruine des ehemaligen Zisterzienserklosters Walkenried, zerfallenes Gemäuer, aber strahlendes Sonnenlicht und starke Eichenbäume, die bald wieder austreiben werden.