Émile Bernard
Deux Nus (Baigneuses orientales, Deux Nudités)
1895
Öl auf Leinwand, doubliert 84,5 x 110 cm Gerahmt. Unten links bräunlich signiert und datiert 'Emile Bernard 1895'. - Partielles Craquelé mit kleineren Retuschen; am Oberrand ältere Farbergänzungen.
Nach Jean-Jacques Luthi handelt es sich um eine der ersten Aktstudien des Orients, die Émile Bernard in Ägypten fertigte, wobei stilistisch die Charakteristika der Malerei von Pont-Aven eine Übertragung finden in der kompositionellen und formalen Anlage des Bildes, in seiner Flächigkeit, in der abstrakten wie dekorativen Deformation der Details und nicht zuletzt in der Betonung farbiger Konturen. Ein entfernter Nachklang des europäischen manieristischen Aktes scheint darüber hinaus in der rechten Figur nicht ganz ausgeschlossen, insofern Bernard in einem Gemälde desselben Jahres den berühmten Akt der "Nacht" des von ihm bewunderten Michelangelo aus der Medici-Kapelle in Florenz zum formatfüllenden Bildgegenstand wählte (vgl. Luthi/Israel 419). Insbesondere die statuarische, schwere Geste der mit dem Ellbogen aufgestützten Hand findet sich in Bernards figuraler Malerei hier und da wieder. Des Künstlers Reisen am Mittelmeer und seinem längeren Aufenthalt im vorderen Orient 1894/1895 (u.a. Istanbul, Beiruth, Jaffa, Jerusalem, Tantah und Kairo) war 1893 die Entdeckung Italiens und seiner Kunst vorangegangen. In Kairo hatte er sich für längere Zeit schliesslich niedergelassen und 1894 eine junge Christin syrischer Herkunft, Hanénah Saati, geehelicht.
Werkverzeichnis
Luthi/Israel (2014) 407
Provenienz
Auktion Jean Morelle, Palais Galliéra, Paris 1972, mit Abb.; Étude Rossini, Paris 21.10. 2008, Los 58 und 5.3.2009, Los 91 ("Deux nus"), jeweils mit Abb.; Privatbesitz Frankreich