Otto Dix - Lesende - image-1

Lot 866 R

Otto Dix - Lesende

Auktion 950 - Übersicht Köln
05.12.2009, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 45.000 € - 55.000 €
Ergebnis: 57.600 € (inkl. Aufgeld)

Otto Dix

Lesende
1922

Aquarell 49,3 x 39,8 cm

"Im Oktober 1921 reiste der in Dresden lebende Otto Dix erstmals nach Düsseldorf, auf Einladung der Kunsthändlerin Johanna Ey und des Arztes und Kunstsammlers Dr. Hans Koch, der gemeinsam mit seiner Frau Martha ein 'Graphisches Kabinett' führte. Koch war begeistert von Dix' Arbeit, erwarb die Gemälde Salon I und Salon II und gab sein Porträt in Auftrag. Tagsüber arbeitete Dix nun im Hause Koch an diesem Bild, er lernte dabei die 26-jährige Martha Koch näher kennen und verliebte sich in das 'Mutzli'. [...] Angesichts der jungen Liebe, aber auch weil er selbst eine Beziehung zu Marthas fünf Jahre älteren Schwester Maria unterhielt, verlangte Hans Koch die Scheidung. Noch bevor sie im Lauf des Jahres 1922 vollzogen wurde, ging Martha mit Dix nach Dresden - die beiden Kinder Martin und Hana blieben beim Vater in Düsseldorf. Es begann eine fröhliche, ausgelassene Zeit für das junge Paar, ein improvisiertes Leben mit zahlreichen Künstlerkontakten." (Karin Schick, Otto Dix, Hommage à Martha, op. cit., S. 13/15).
Zu diesen Kontakten gehörte auch die Freundschaft mit dem Fotografen Hugo Erfurth, dessen versachlichter Stil Dix in diesen Jahren bei seinen Porträtdarstellungen beeinflusst hat. Die Bildnisse seiner jungen, temperamentvollen Geliebten jedoch, die er 1923 zu Frau Dix machte, unterscheiden sich - und das vorliegende besonders - durch die Darstellung, sie sind persönlich in der Auffassung, Dix ist vom Objekt offensichtlich fasziniert. Viele Skizzenblätter und Zeichnungen entstehen, Dix "umkreist sie förmlich" (K. Schick). Das Bildnis der "Lesenden" ist nicht nur von besonderer Anmut und Weichheit der Ausführung, es hat fast etwas Intimes, Abgelauschtes - das Modell ist konzentriert und still in ein Buch vertieft, Marthas Augen sind beschäftigt, aber sie ahnt wohl, lächelnd, daß sie nicht ganz unbeobachtet ist.




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Werkverzeichnis

Pfäffle A 1922/14

Zertifikat

Das 1922 datierte Bildnis zeigt Martha Koch, die spätere Martha Dix, genannt "Mutzli" - nach Pfäffles Angaben war es vom Künstler mit Titel und Werknummer in seinem Skizzenbuch "Otto/Martha" aufgeführt.

Provenienz

Ehemals Galerie Neher, Essen

Literaturhinweise

Brigid S. Barton, Otto Dix and Die Neue Sachlichkeit 1918-1925, Michigan 1981, S. 141, V B Nr. 5; vgl. Karin Schick, Otto Dix. Hommage à Martha, Ausst. Kat. Kunstmuseum Stuttgart, Ostfildern-Ruit 2005

Ausstellung

München 1970 (Galerie Klihm), Otto Dix, Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen 1920-1927, Kat. Nr. 12 mit Abb.; Wien 1974 (Galerie Herzog im Pferdestall), Otto Dix, Kat. Nr. 70 mit Abb.; Bergen 1976 (Kunstforening), Kunst, Kamp, Kritikk, Tyvearenes sosialkritiske tyske kunst, Nr. 3; München 1976 (BMW Galerie), Otto Dix, Nr. 58