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Lot 1602 Rα

Frühe Millefleurs-Tapisserie mit Tieren

Auktion 1096 - Übersicht Köln
17.11.2017, 18:00 - Ausgewählte Werke
Schätzpreis: 40.000 € - 60.000 €

Frühe Millefleurs-Tapisserie mit Tieren

Wirkerei in farbiger Wolle auf Wollkette. Dichter Blütenteppich aus stilisierten Wildblumen, wohl ursprünglich auf braunem Fond, darin ein Greif, ein Löwe und drei Vögel. Zahlreiche z.T. ältere Reparaturen, nicht zugehörige applizierte Bordüre. H 89, B 204 cm.
Nordfrankreich / Flandern, zweites Viertel 16. Jh.

Die Tapisserien mit den 1000 Blumen (milles fleurs) kommen in der Spätgotik in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an den Höfen Nordfrankreichs und Flanderns in Mode. Ursprünglich aus der Ikonographie des Paradiesgartens entwickelt, verselbständigen sich die Blumenteppiche auch im profanen Kontext. Als Vorbild dieser neuen Konnotation gelten die Verdüren für Philippe le Bon, Herzog von Burgund von 1466, von denen eine aus einer ehemals achtteiligen chambre im Historischen Museum Bern erhalten ist. Der beeindruckende Teppich zeichnet sich aus durch die Identifikation von über 30 verschiedenen Spezies, die das immer wiederkehrende Wappen und die Feuersteine aus dem Orden vom goldenen Vlies dicht umranken.
Die berühmtesten Wandteppiche mit dem 1000-Blumen-Motiv sind aber ohne Zweifel die rätselhaften sechs Einhorn-Tapisserien im Pariser Musée de Cluny vom Ende des 15. Jahrhunderts. Sie bezaubern durch ihren außergewöhnlichen roten Fond und ihre subtilen Darstellungen von höfischem Frauenleben.

Literaturhinweise

Weitere gleiche Tapisserien in den Sammlungen des Musée Cluny, Musée national de Moyen Âge Paris und im Château de Langeais an der Loire.
Ein vergleichbares Fragment in der Sammlung des Rijksmuseum Amsterdam Inv. BK-1755 (Hartkamp-Jonxis/Smit, European Tapestries in the Rijksmuseum, Zwolle-Amsterdam 2004, Nr. 20).