Meister des Verlorenen Sohnes
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Lot 2015 Dα

Meister des Verlorenen Sohnes Pieter Aertsen - Kalvarienberg

Auktion 1097 - Übersicht Köln
18.11.2017, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister, Skulpturen
Schätzpreis: 100.000 € - 130.000 €
Ergebnis: 136.400 € (inkl. Aufgeld)

Meister des Verlorenen Sohnes
Pieter Aertsen

Kalvarienberg

Öl auf Holz. 65 x 182 cm.

Diese betont horizontal angelegte und die Ereignisse auf dem Kalvarienberg mittels Haupt- und Nebenszenen ausführlich schildernde Komposition ist in mehrfacher Hinsicht von großem Interesse. Zum einen, weil offensichtlich zwei bedeutende niederländische Künstler des 16. Jahrhunderts daran beteiligt waren, zum anderen, weil ein Zusammenhang mit einem identifizierten Schnitzaltar in den südlichen Niederlanden hergestellt werden kann.
Es handelt sich um die Maler Pieter Aertsen und den sogenannten Meister des Verlorenen Sohnes, von denen Letzterer der ältere war. Paul Verbraeken, Wouter Kloek und Peter van den Brink haben sich mit dieser bislang unveröffentlichten Tafel beschäftigt. Alle drei stimmen in der Zuschreibung an die genannten Künstler mehr oder weniger überein. Interessanterweise zeigt auch die Infrarot-Aufnahme, was diese Kenner mit bloßem Auge erkannt haben. Denn auch die sehr präzise Vorzeichnung zeugt von den zwei unterschiedlichen Künstlerhänden.
Nicht wirklich beantwortet sind bislang die Fragen zur Datierung und Bestimmung des Bildes. Karel von Mander (op. cit.) erwähnt, dass Pieter Aertsen sich im Alter von 16/17 Jahren (d. h. um 1526/1527) in Boussy aufgehalten habe. Genau in diesem Ort befindet sich noch heute ein geschnitzter Altar mit Szenen aus dem Leben Mariens, bei dem die ikonographisch dazu gehörende Kreuzigung allerdings fehlt. Da die Breite unserer Tafel exakt der Breite dieses Altares entspricht, könnte diese imposante Tafel mit ihrem erzählerischen Reichtum sehr wahrscheinlich die dazugehörende Predella gewesen sein. Die robuste und im exzellenten Zustand erhaltene Holztafel hat auf der Rückseite ein eingestochenes Schreiner-Zeichen. Einzigartig ist auch der rundherum unbemalte Randstreifen der Tafel, wobei die Unterzeichnung frei geblieben und klar zu sehen ist.
Stilistisch ist der Schnitzaltar in die zwanziger Jahre des 16. Jahrhunderts zu datieren. Im Alter von ca. 18 Jahren begab sich Pieter Aertsen auf Wanderschaft durch die Niederlande und konnte mit 25 als ausgebildeter Maler 1534 in die Antwerpener Lukasgilde aufgenommen werden. Ab dann sind sein Werdegang und sein Stil bekannt. Was künstlerisch davor liegt, kennen wir nicht. Wenn unsere Tafel tatsächlich aus der Frühzeit von Pieter Aertsen in Boussy stammt und dieser im Kreise des Meisters des Verlorenen Sohnes arbeitete, dann erkennt man auf diesem Gemeinschaftswerk die frühesten künstlerischen Spuren dieses Malers, von dem großartige Markt- und Küchenbilder überliefert sind, während viele seiner Altarbilder 1566 im Bildersturm vernichtet wurden. Eine Werkstatt hatte der Maler zu diesem Zeitpunkt nicht, denn er gehörte selber einer Werkstatt an, nämlich der des Meisters des Verlorenen Sohnes.

Zertifikat

Paul Verbraeken, 2013. - Wouter Kloek, 2013. - Peter van den Brink 2013.

Provenienz

Galerie Benoit Tercelin de Joigny, Mons. - Privatbesitz Antwerpen.

Literaturhinweise

C. van Mander: Het Schilder-Boek. Het Leven van Pieter Aertsen, Ausgabe 1950, S. 117.