Ossias Beert - Blumenvase in einer Steinnische - image-1

Lot 2034 Dα

Ossias Beert - Blumenvase in einer Steinnische

Auktion 1097 - Übersicht Köln
18.11.2017, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister, Skulpturen
Schätzpreis: 120.000 € - 130.000 €
Ergebnis: 136.400 € (inkl. Aufgeld)

Ossias Beert

Blumenvase in einer Steinnische

Öl auf Holz. 71 x 52 cm.

Eine runde Vase aus Serpentin in einer Wandnische, bestückt mit prachtvollen Blumen: gelbe Schwertlilien und rote Pfingstrosen, blaue Kornblumen, gelbe Narzissen, weiße und rote Rosen, zudem Tulpen in verschiedenen Farben und Formen. Fred Meijer hat dieses Bild als eigenhändiges Werk des Antwerpener Künstlers Ossias Beert identifiziert, nachdem es lange Zeit als ein Gemälde aus dem Umkreis des Ambrosius Bosschaert galt.
Das Bild zeigt die charakteristischen Elemente des frühen niederländischen Blumenstilllebens kurz nach 1600: die strenge, fast symmetrische Darstellung der Blüten; die Nische, in der die Vase eingestellt ist; die unnatürliche Streckung der Blumen, um jede Blüte in ihrer ganzen Pracht zu präsentieren. Die fälschliche Verortung dieses Stilllebens nach Middelburg in den Umkreis Ambrosius Bosschaerts ist verständlich, insofern dieser zu den frühen Wegbereitern des Blumenstilllebens zählte. Manche Elemente, etwa die Serpentinvase und die flächig die Blüten hinterfangenden Rosenblätter weisen jedoch auf Ossias Beert als Autor des Bildes und damit auf Antwerpen als seinen Entstehungsort hin. Es ist davon auszugehen, dass Ossias Beert diese Gattung durch Jan Brueghel kennenlernte, der das Blumenstück durch seine kapitalen Werke kurz nach 1600 in Antwerpen einführte.

Die Frage, wie das Blumenstillleben als eigenständige Gattung entstand und warum es sehr bald nach seiner Entstehung im Norden wie im Süden der Niederlande so populär wurde, ist nicht gänzlich geklärt. Dieses Bild von Ossias Beert bietet dafür jedoch einige Erklärungen: Zunächst war es die Schönheit und Kostbarkeit der zum Teil von Übersee importierten, zum Teil gezüchteten Blumen, die die Blumen bildwürdig machten - oftmals wurden sie in kostbaren Vasen und Schalen dargestellt. Die präzise Wiedergabe der Blumen in ihrer verschiedenartigen Farbigkeit und Stofflichkeit zeugte zudem von der einzigartigen Fähigkeit der Malerei zur illusionistischen Darstellung der Natur. Diesem Illusionismus diente die Darstellung des Stilllebens in einer Nische, wobei in diesem Bild der Schmetterling an der Kante der Nische diesen Illusionismus noch einmal steigert, indem er die Grenze zwischen Bildraum und realem Raum verwischt.
Ossias Beert war vor allem bekannt für seine Dessertstillleben, die auf einem reich gedeckten Tisch Austern, Gebäck und eben auch Blumen in kostbaren Gefäßen präsentierten. In seinen Blumenstillleben stellte er oftmals Blumen in mehreren Vasen und Schalen dar und arrangierte sie zu einer eleganten Komposition. Beert, der immer in Antwerpen arbeitete, zählte zu den frühen Vertretern der flämischen Stilllebenmalerei, die er nachhaltig prägte.

Zertifikat

Schriftliche Bestätigung durch Fred Meijer, RKD, Den Haag, 10.2.2014 (RKD-Nr. 14687).

Provenienz

Auktion Sotheby´s, London, 3.12.1960, Lot 95. - Kunsthandel P. de Boer, Amsterdam. - Deutsche Privatsammlung, seit 1963.

Literaturhinweise

Sam Segal: Flowers and Nature. Netherlandish Flower Painting of Four Centuries, Amstelveen 1990, S. 183, Nr. 50b.