George Grosz - Caféhaus II - image-1

Lot 314 D

George Grosz - Caféhaus II

Auktion 1099 - Übersicht Köln
01.12.2017, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 25.000 € - 35.000 €
Ergebnis: 44.640 € (inkl. Aufgeld)

George Grosz

Caféhaus II
1915

Schwarze Tuschfederzeichnung auf chamoisfarbenem pergamentartigen Papier 32,9 x 21 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts mit Bleistift signiert und nummeriert 'GROSZ II' sowie links schwer leserlich betitelt 'Cafe [haüs]'. - Mit bräunlichen kleinen Flecken am linken Rand, einem winzigen Ausriss am Oberrand und mit kleinen Einstichlöchern.

George Grosz setzt in den Jahren 1915/1916 das schnelle, quirlige Leben und die Wirren der modernen Großstadt Berlin mittels eines stakkatohaft temporeichen Zeichenstils in übereinander gesetzten detailreichen Szenen um und hält so die Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen, des einzigen Augenblicks fest. Seine besondere zeichnerische Auffassung dieser ersten Jahre des I. Weltkriegs zeigt George Grosz auch in verschiedenen druckgraphischen Zyklen. Unsere Szenerie findet sich in ähnlicher Weise in anderen Kaffeehausdarstellungen wie etwa in den berühmten Mappen „Ecce Homo“ und „Kleine Grosz Mappe“ (vgl. Dückers M II, 4; S I, 41). Detailreich und scheinbar mit Röntgenblick zeigt Grosz dort den Revolver durch den Stoff der Jackettasche eines Kartenspielers, wie er gerne auch Damen unbekleidet unter ihren langen Röcken und Korsagen vorbeieilen lässt (vgl. Dückers M II, 4 und M II 3). Auch in unserer Zeichnung wird das Bildpersonal messerscharf, unschön charakterisiert und selbst die Hunde werden als bedauernswerte Geschöpfe dem Tritt des Kellners ausgesetzt. Die typische Szene des Sozialkritikers Grosz mag hier in besonderem auf die Schließung des am Berliner Ku'damm bis 1915 ansässigen „Café des Westens“ Bezug nehmen - als welche sie u.a. auch ausgestellt war -, die Spinnen hängen von den Decken und der zu den leeren Tischen mit nur zwei kleinen Gläsern herbeieilende Kellner zeigt bereits halb skelettierte Züge. Pyramidal in die Höhe gestaffelte, ins Schwanken geratende Perspektiven verweisen in Grosz' Straßen- wie in seinen Kaffeehausszenen dieser Jahre auf die labilen sozio-ökonomischen Verhältnisse.

Für dieses Los gelten gesonderte Versteigerungsbedingungen (Legende "D").

Zertifikat

Mit einer Bestätigung von Ralph Jentsch, Berlin/Rom, vom 10. Oktober 2017. Die Arbeit wird in das Werkverzeichnis der Papierarbeiten von George Grosz aufgenommen.

Provenienz

Atelier des Künstlers 1915; Privatsammlung Hamburg; Graphisches Kabinett Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen (mit rückseitigem Aufkleber auf dem Rahmenkarton); Sammlung Klaus J. Jacobs, Zürich

Ausstellung

Berlin/Düsseldorf/Stuttgart 1994/1995 (Neue Nationalgalerie/Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen/Staatsgalerie Stuttgart), George Grosz: Berlin - New York, außer Katalog (mit rückseitigem Aufkleber auf dem Rahmenkarton)