Lot 321 D α

Lovis Corinth - Tulpen, Flieder und Kalla

Auktion 1099 - Übersicht Köln
01.12.2017, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 250.000 € - 350.000 €

Lovis Corinth

Tulpen, Flieder und Kalla
1915

Öl auf Leinwand 62 x 50 cm Gerahmt. Am Oberrand blau signiert und datiert 'Lovis Corinth 1915'.

Zu Corinths „großen“ Gemälden gehören zweifellos seine Blumenbilder. Abwechselnd zu Landschaften, Figurenbildern mit mythologischem Hintergrund, Walchenseelandschaften, Innenräumen mit Porträts der Familie und Persönlichkeiten sowie Selbstporträts in allen Lebenssituationen malt Corinth üppige wie farblich ungehaltene Blumen, als würde er damit seine Palette gleichsam reinigen und sich befreit von Zwängen auf das reine, wilde Malen besinnen. Dieses Blumenstück sprengt geradezu das vom Künstler zuvor gewählte Format; parallel geführte Strichlagen homogenisieren den Raum zwischen den Farbfeldern der Blumen, der Vase, dem Buch, und dem Tisch. Corinth muss seine Malweise seit dem Schlaganfall 1911 den gegebenen Umständen anpassen, um die Unsicherheit im Motorischen zu kompensieren. Natur und Malerei scheinen sich hierin gefunden zu haben und zu einer Dematerialisierung und Spiritualisierung der Gegenstände zu führen, ein hohes Ziel, dem Corinth auf unerhörte Weise näher gekommen ist.
Rückbeziehungen zu flämischen Blumenstilllebenmalerei lassen sich herstellen, allerdings fehlt bei Corinth der nachdrückliche Hinweis auf Vergänglichkeit. Bewusst scheint er den tiefen Sinn der traditionellen Stilllebenmalerei zu negieren, sich dagegen zu stemmen. So löst er die naturgegebene Zartheit der Blumen mit erstaunlich gewagt wirkender Farbigkeit lustvoll auf, um sie in lebensfroh sinnliche Üppigkeit zu überführen.

Werkverzeichnis

Berend-Corinth 647

Provenienz

Galerie Heinrich Thannhauser, Berlin; Graphisches Kabinett Bremen; Österreichischer Privatbesitz; Privatsammlung Süddeutschland

Literaturhinweise

Rolf Schenk/Catherine Franke-Schenk (Hg.), Hundert Jahre mit der Kunst. 1913 bis 2013. Jubiläumsausstellung Kunstsalon Franke-Schenk, München 2013, Bd. II, Kat. Nr. 5, S. 51 mit ganzseitiger Farbabb.