Lesser Ury - Nächtliche Straßenszene (Leipziger Straße?), Berlin - image-1

Lot 323 Nα

Lesser Ury - Nächtliche Straßenszene (Leipziger Straße?), Berlin

Auktion 1099 - Übersicht Köln
01.12.2017, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 35.000 €
Ergebnis: 32.240 € (inkl. Aufgeld)

Lesser Ury

Nächtliche Straßenszene (Leipziger Straße?), Berlin
1925

Öl auf Leinwand auf Pappe, auf Holz montiert 9 x 15,7 cm Gerahmt. Unten links schwarz signiert und datiert 'L.Ury.1925'. - Partiell mit feinem Craquelé und winzigen Farbverlusten. Zu den Leinwandrändern wohl rahmungsbedingte Retuschen.

Nach Recherchen von Sibylle Groß gibt die vorliegende Straßenszene von Lesser Ury „höchstwahrscheinlich die Leipziger Straße in Berlin-Friedrichsstadt wieder. Diese verband das Oktogon des Leipziger Platzes im Westen über den Dönhoffplatz mit dem Spittelmarkt an der Gertraudenstrauße im Osten. Mit dem ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert wandelte sich die Straße zu einer der bedeutendsten und verkehrsreichsten Geschäftsstraßen Berlins mit mehreren großen Kaufhäusern. Sie war mit ihren zentralen Geschäften und Lokalen in der nördlichen Friedrichstadt die wichtigste Magistrale. Seit 1880 verkehrte auf der Leipziger Straße die Pferdebahn, später elektrisch betrieben. Der Künstler stellte die Leipziger Straße mit ihren erleuchteten Schaufenstern häufiger dar.“ (Sibylle Groß in ihrem Gutachten, Berlin 2017).
Am Puls der Zeit einer vibrierenden Metropole war die Leipziger Straße mit ihrer hochmodernen Beleuchtung eine attraktives Sujet für Lesser Ury. In unserem Gemälde lässt er das Licht der Großstadt auf den nassen Asphalt der Straße treffen. Mit warmem Gelb bis gleißendem Weiß, zum Teil mit grünlichen Nuancen, inszeniert der Künstler meisterhaft die reflektierenden Lichter von Autoscheinwerfern, Straßenbeleuchtung und Schaufenstern, wobei er deren zunächst immaterielle Qualitäten paradoxerweise in einem besonders pastosen Farbauftrag auf die Leinwand bannt. Über die minimal und zugleich unübersehbar aus dem Zentrum gerückte Zentralperspektive entwickelt er ein fragiles kompositorisches Gleichgewicht, welches nicht zuletzt auch auf den ephemeren Moment der Nacht und die Flüchtigkeit ihrer Illumination zu verweisen vermag.

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise und einem Gutachten von Sibylle Groß, Berlin, vom 3. August 2017. Die Arbeit wird in das Werkverzeichnis Lesser Ury aufgenommen.

Provenienz

Dr. Erich und Hanna Lindemann, Glogau; seitdem Familienbesitz, USA