Vase mit großer Chinoiserie
Fayence aus rotem Scherben mit weißer Glasur und laviertem, schwärzlich konturiertem Blaudekor. Wuchtige Balusterform auf konischem Anstieg, kurzer zylindrischer Lippenrand. Umlaufende chinesische Etagenlandschaft mit zahlreichen großen Figuren, Schirm- und Fächerträgern und einem Reiter. Um die Schulter ein Band mit Blattornamenten, um den Fuß ein Fries herabhängender Bananenblätter. Abgestrichener Boden ohne Marke. Geringe Randchips. H 37 cm.
Berlin, Manufaktur Anna Maria Molin, 1693 - 1697.
Die Vase war bis 2001 der Manufaktur des Gerhard Wolbeer zugeschrieben. mit dem Katalog "Herrliche Künste und Manufacturen" erfuhr sie eine Neuzuschreibung an die Vorgängermanufaktur, die ab ca. 1690 von dem aus Delft zugezogenen Plateelbakker Gerhard Molin im Alten Salzhaus betrieben wurde. Als dieser 1692 verstarb, übernahm die Witwe Anna Molin die Leitung. Die geschäftstüchtige Frau richtete 1694 einen Laden ein, der am Mühlendamm unter den Brückenkolonaden gelegen war, in den sogenannten "Buden", die heute einen Steinwurf entfernt vom Lempertzgebäude stünden. Diese doch eher gut ausgestatteten Lokale wurden nach Plänen von Johann Arnold Nering um 1680 errichtet und boten den großen Berliner Kaufleuten und Händlern eine Plattform, um sich und ihre Waren zu präsentieren.
Literaturhinweise
Vgl. Kat. Herrliche Künste und Manufacturen, Berlin 2011, Nr. 6, eine gleiche Vase (mit Deckel) und demselben Schirmträger in der Sammlung Stiftung Berliner Stadtmuseum, Inv.Nr. KGK 87,1.
S.a. Mauter, Die Berliner Fayencemanufakturen, in: Herrliche Künste und Manufacturen, Berlin 2001, S. 14.