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Lot 666 D

Armlehnstuhl nach einem Entwurf von Henry van de Velde

Auktion 1107 - Übersicht Köln
15.05.2018, 11:00 - Kunstgewerbe
Schätzpreis: 6.000 € - 8.000 €

Armlehnstuhl nach einem Entwurf von Henry van de Velde

Hartholz (Ulme?), geprägtes Leder, Messingnieten. Formgleich (nicht baugleich) mit dem Modell für die Sezessionsausstellung in München 1899.
Auf den vier geschweiften Beinen aufgebautes Rahmenmodell, die hinteren Beine hochgeführt zur Rückenlehne, die vorderen zur Armlehne. Zargenbrett vorne verzapft mit den Beinen. Aufgelegte, wohl verzapfte Sitzfläche. Die Armlehnen und das Abschlussbrett der Rückenlehne wohl verzapft. Deutliche Gebrauchsspuren am Leder. Die Sitzfläche stabilisiert mit einer wohl später untergeschraubten Pressholzplatte. Die Verbindung zwischen Arm- und Rückenlehne mehrfach gebrochen und repariert, erneut brüchig. H 104,2, B 55,8, T 54,3 cm.
Der Entwurf Henry van de Velde, 1898, autorisierte Produktion von Hermann Hirschwald in Berlin, nach 1900.

Nach Auskunft von Herrn Dr. Thomas Föhl handelt es sich um ein Exemplar aus einer Serie von Möbelstücken, die der Berliner Kaufmann und Produzent Hermann Hirschwald mit Genehmigung van de Veldes herstellen und anbieten durfte. Möglicherweise wurde Hirschwald auf der großen Münchner Sezessionsausstellung auf dieses Modell aufmerksam, das van de Velde im Zusammenhang des Arbeitszimmers präsentierte, um den großen Schreibtisch (heute Germanisches Nationalmuseum Nürnberg) gruppiert und gegen die Wand gestellt.
Hermann Hirschwald (Lauenburg 1849 - 1906 Berlin) gründete 1878 das Hohenzollern-Kunstgewerbehaus in der Leipziger Str. 13 in Berlin. 1904 erschienen in der Zeitschrift Deutsche Kunst und Dekoration mehrere Artikel über das Programm und Angebot des Hauses, anlässlich seines 25jährigen Bestehens und des Umbaus durch die Architekten Friedmann und Weber. Hirschwald förderte das regionale Kunstgewerbe und veranstaltete spektakuläre Ausstellungen: 1902 die moderne Frauenkleidung, 1903 Schmuck von René Lalique und 1904 Produkte der Wiener Werkstätte. Er gewann den Kronprinzen als Kunden aber auch das Londoner South-Kensington-Museum. Das Treppenhaus im Kunstgewerbehaus war von Henry van de Velde gestaltet, ebenso der Kassenbereich und der Packtisch.

Zertifikat

Wir danken Herrn Dr. Foehl, Klassik Stiftung Weimar, für seine freundliche mündliche Auskunft.

Provenienz

Hamburger Privatbesitz.

Literaturhinweise

Die Abbildung des Arbeitszimmers mit den Armlehnstühlen auf der Sezessionsausstellung bei Sembach, Henry van de Velde, Stuttgart 1989, S. 53.
Zum Hohenzollern-Kunstgewerbehaus s. Kunst und Dekoration 15/1904 - 05, S. 169 ff.