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Lot 723 Nα

Seltene frühe Teekanne mit Lackbemalung

Auktion 1107 - Übersicht Köln
15.05.2018, 17:00 - Ausgewählte Werke
Schätzpreis: 130.000 € - 150.000 €

Seltene frühe Teekanne mit Lackbemalung

Rotes Böttger-Steinzeug, schwarzbraune Glasur, gepinselter und gepuderter Lackdekor in Gold, Mattgold und Rottönen. Auf oktogonalem Grundriss, mit Adlerkopfausguss, Bandwerkhenkel und originalem Deckel mit stilisiertem Knospenknauf. Alle acht Wandungsfacetten fein dekoriert mit indianischen Blumen, alternierend ein sitzender Chinese und ein laufender Affe, auf der Ausgussseite ein Reliefmaskaron und auf der Henkelseite eine mit Akanthus umlegte bekrönte Kartusche. Die Profilkanten umlegt mit Bandelwerkbordüren. Bodenfläche und Standring matt vergoldet, ohne Marke. Henkel wieder angefügt, ein Riss im Verbindungssteg des Ausgusses, direkt am Maskaron, die Spitze des Deckelknaufs retuschiert. H 10, B 16,8 cm.
Meißen, um 1710 - 15, das Modell dem Hofsilberschmied Johann Jakob Irminger, zugeschrieben, die Bemalung Martin Schnell, zugeschrieben.

Das Besondere dieses Objekts ist die äußerst gut erhaltene originale Lackierung, die dem Dresdener Hoflackierer Martin Schnell zugeschrieben ist. Schnell hatte schon 1703 überzeugende Proben seiner Fertigkeit dem sächsischen König August II. zukommen lassen, wurde aber erst am 22. Januar 1710 offiziell engagiert. Seine Arbeit bestand hauptsächlich darin, Lackarbeiten für die Raumgestaltungen der ehrgeizigen Bauprojekte des Königs zu realisieren. Von ca. 1711 bis 1715 war Martin Schnell auch bei der Porzellanmanufaktur beschäftigt und bezog dort das höchste aller bezahlten Gehälter, mehr als das Doppelte dessen, was der Erfinder der Masse und Arkanist, Johann Friedrich Böttger, erhielt.
Die Kanne, in den Archivalien als achtpassiges "The Botgen" bezeichnet, muss häufig produziert worden sein, denn zahlreiche Exemplare fanden sich auch noch nach Böttgers Tod am 13. März 1719 in seinem Nachlass. Das Gefäß wurde mit unterschiedlicher Gestaltung von der Manufaktur angeboten: in rohem rotem Böttgersteinzeug, mit polierten Partien, mit zusätzlicher Vergoldung, mit schwarzem Lack. Die Veredelung durch die aufwändige Farb- und Goldlackierung gibt es nur an wenigen Exemplaren und war vermutlich ausschließlich für die königliche Hofhaltung bestimmt.

Provenienz

Seit 1884 in europäischem Familienbesitz, außerhalb von Deutschland.

Literaturhinweise

Weitere gleiche Teekännchen ehemals in der Sammlung List, Magdeburg (verst. Lange, Berlin, 1939, Lot 670) bzw. in der Hans Syz Collection (bei Rückert et al., Washington 1979, Nr. 13).
Das Modell ist publiziert bei Claus Boltz, Steinzeug und Porzellane der Böttgerperiode – Die Inventare und die Ostermesse des Jahres 1719, in: Keramos 167/168/2000, Abb. 135, S. 127, 13.14. DSL 14 „1 achtpassigtes TheeBotgen mit der Adler Schnautze“.
Zu den archivalischen Unterlagen s. Haase, Bemerkungen zur Dresdener Lackierkunst, im Kat. Sächßisch Lacquirte Sachen, Münster 1998, S. 11 ff.