Tanzender Harlekin - image-1

Lot 747 Dα

Tanzender Harlekin

Auktion 1107 - Übersicht Köln
15.05.2018, 17:00 - Ausgewählte Werke
Schätzpreis: 11.000 € - 12.000 €
Ergebnis: 13.020 € (inkl. Aufgeld)

Tanzender Harlekin

Porzellan, Emaildekor, Goldhöhungen. Auf einem runden, mit Blättern und Blüten belegten Erdsockel in einer höfischen Tanzposition auf einem Bein gegen einen Baumstumpf gelehnt stehend. Bekleidet mit einer rhombisch gemusterten Mi-Parti-Jacke, einem seegrünen Umhang und einem spitzen gelben Hut. Mit seiner linken Hand einen Prügel haltend. Unglasierter, abgestrichener Boden, Blaumarke Schwerter hinten am Sockel. Restauriert. H 14,8 cm.
Meißen, das Modell von Johann Joachim Kaendler und Peter Reinicke, April 1744, die Ausformung zeitnah.

In Kaendlers Arbeitsbericht taucht diese Figur im April 1744 auf mit dem Eintrag "Einen Arlequin Ebenfalls zur Italienischen Comödie gehörig, corrigiret und zerschnitten und zum abformen gegeben." (Pietsch, Leipzig 2002, S. 102). Der Auftraggeber für eine Reihe von Figuren dieses Themas war Johann Adolf II. Herzog von Sachsen Weißenfels (1685 - 1745), von Kaendler als "Ihro Durchl. dem Hertzog Von Weißen Fels" bezeichnet.
Der frankophile Fürst entschloss sich schon früh für die militärische Laufbahn. Sein Vetter August II. König von Sachsen berief ihn 1711 in sächsisch-polnische Dienste. Nach dessen Tod 1733 half er dem Nachfolger, König August III., die polnische Königswürde zu sichern, was ihm durch den Sieg über Stanislaus I. Leszczynski 1736 gelang. Die Figurengruppen wurden zwischen dem Ersten und Zweiten Schlesischen Krieg, an deren Durchführungen er maßgeblich beteiligt war, in Meißen geordert und ausgeführt. Für die bildhauerische Leistung der Manufaktur stellten sie einen spektakulären Erfolg dar, denn sie entstanden als dreidimensionale Plastiken nur teilweise nach bzw. inspiriert von Stichfolgen. Vieles war also Eigenleistung der Bossierer, wie in diesem Fall Peter Reinicke und Johann Joachim Kaendler.

Literaturhinweise

Vgl. Kat. Comedia dell´Arte, Stuttgart 2001, Nr. 38, die gleiche Figur aus der Pauls-Eisenbeiss-Stiftung.