Jusepe de Ribera - Hl. Franz von Paola - image-1

Lot 1050 Dα

Jusepe de Ribera - Hl. Franz von Paola

Auktion 1108 - Übersicht Köln
16.05.2018, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister, Skulpturen
Schätzpreis: 100.000 € - 140.000 €
Ergebnis: 136.400 € (inkl. Aufgeld)

Jusepe de Ribera

Hl. Franz von Paola

Öl auf Leinwand (doubliert). 74,5 x 62 cm.
Mitte rechts Reste einer Signatur: J. Alte Inventarnummer "51" Mitte links.

Das vorliegende Gemälde stellt eine von zwei Varianten der Darstellung des Hl. Franz von Paola dar, die Jusepe de Ribera um 1640 gemalt hat (Spinosa, op. cit., S. 352). Der Heilige ist in eine braune Mönchskutte gehüllt, sein Blick geht gen Himmel, seine Augen sind gerötet. In der linken Hand hält er ein Blatt mit der Aufschrift „CHARITAS“, dem Motto seines Ordens, mit der Rechten einen Stab.
Der Vergleich mit dem Prototyp der anderen Variante (Privatsammlung Genf) zeigt leichte, wenn auch signifikante Unterschiede. Die Figur im Genfer Bild ist stärker nach rechts gerichtet, während der Heilige hier frontal dargestellt ist. Vor allem aber hat der Heilige im Genfer Bild die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, so dass die Augen verschattet sind. In der vorliegenden Darstellung hingegen ist die Kapuze durch die Wendung des Kopfes nach hinten gerutscht. Dies erlaubt es Ribera, das Gesicht des Heiligen durch ein helles Bildlicht zu beleuchten und jene malerischen Qualitäten ausspielen, für die er so geschätzt wurde: Mit kraftvollen Pinselstrichen modelliert er das ausdrucksstarke Gesicht des Heiligen, vor allem die Falten auf der Stirn. Riberas charakteristisches Chiaroscuro zeigt sich zudem in der Gestaltung der rechten Hand, die den Stab fest umgreift.
Die Repliken und zahlreichen Kopien nach Riberas Darstellungen des Hl. Franz von Paola zeugen gleichermaßen von der Beliebtheit der Komposition wie von der Verehrung für den Heiligen. Der Hl. Franz von Paola war ein süditalienischer Heiliger, der für seinen strengen asketischen Lebenswandel verehrt wurde. Im 15. Jahrhundert in Paola in Kalabrien geboren, zog er sich bereits als Jugendlicher in die Einsamkeit zurück und führte das Leben eines Eremiten. Es bildete sich eine Ordensgemeinschaft, die sich Ordo Minimorum, die Mindersten Brüder, nannte. 1474 wurden die Ordensregeln bestätigt, 1519 erfolgte die Heiligsprechung.
Das Gemälde entstand 1640 am Ende eines Jahrzehnts, das zu den produktivsten im Schaffen Riberas gezählt werden kann. Er war der führende Maler Neapels und erhielt in dieser Zeit eine Reihe bedeutender Aufträge, etwa für die Kartause von San Martino in Neapel und den Buen Retiro in Madrid, für den Herzog von Alcala und den Grafen von Monterey.

Provenienz

Hofrat von Urbantschitsch, Wien, um 1900 (verso Klebeetikett). – Auktion Helbing, München, 4.7.1922. - Englische Privatsammlung.

Literaturhinweise

Nicola Spinosa: Ribera. L´opera complete. Neapel 2006, S. 352, Nr. A257 m. Abb.