Lot 1377 Dα

Lenbach war ein stolzer und begeisterter Vater. Immer wieder malte er Bilder seiner Tochter Marion. Als sich Franz und Magdalena Lenbach 1896 eivernehmlich scheiden lassen, bleibt Marion bei ihrem Vater. Gerade einmal sieben Jahre alt ist Marion Lenbach auf diesem Portrait ihres Vaters. Mit aufwendigem Kopfschmuck auf ihrem hellblonden Haar und festlicher Kleidung blickt sie konzentriert in Richtung des Betrachters. Man glaubt, ihre Modell-Routine und ihre Reife in diesem Portrait zu erkennen.
Die pastellfarbenen, schwungvoll ausgearbeiteten Partien des Kopfes mit dem Haarschmuck sowie der Seidenschlaufe um ihren Hals treten in besonderer Weise aus dem sonst kräftigen und schweren Kolorit des Portraits hervor. Lenbach nutzt, wie bei vielen seiner Werke, die braune Farbigkeit des Maluntergrundes, des Kartons, indem er partiell auf eine deckende Grundierung verzichtet, um beispielsweise das Inkarnat an diesen Stellen lediglich mit leichtem Farbauftrag zu höhen. Mithilfe dieser Technik erhält Marions kindliches Gesicht einen porzellanartigen Teint. Das Durchscheinen des Malkartons innerhalb des Kopfschmucks erreicht mit nur wenigen Pinselstrichen in den Farben Türkis, Weiß und Braun - teils pastos, teils lasierend oder verwischt aufgetragen - eine ganz besondere Wirkung. Die teils sichtbare Bleistiftunterzeichnung findet sich bei sehr vielen Werken Lenbachs, welche auf Karton gemalt sind. Wie bei vielen seiner Portraits, überzeugt auch unser Gemälde durch seine raffinierte Malweise und fast geisterhafte Anmutung der Dargestellten.