Karl Hofer - Tessiner Flusslandschaft mit Brücke - image-1

Lot 265 D

Karl Hofer - Tessiner Flusslandschaft mit Brücke

Auktion 1110 - Übersicht Köln
01.06.2018, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 70.000 € - 90.000 €
Ergebnis: 78.120 € (inkl. Aufgeld)

Karl Hofer

Tessiner Flusslandschaft mit Brücke
1939

Öl auf Leinwand 63,5 x 89 cm Gerahmt. Unten rechts grau monogrammiert und datiert 'CH39' (ligiert). - Mit wenigen Altretuschen.

Möglicherweise ist es dem Winterthurer Industriellen und Kunstsammler Theodor Reinhart zu verdanken, dass Karl Hofer das Tessin als Sommerrefugium und Inspirationsquelle für sich entdeckt. Reinhardt hatte Hofer bereits in jungen Jahren über seinen Sohn Hans kennen- und schätzengelernt und wurde bald zu seinem wichtigsten Förderer. Auf Reinharts Betreiben konnte Hofer während des I. Weltkriegs aus französischer Zivilinternierung in die Schweiz gelangen. Noch im selben Jahr, 1917, lernte Hofer auf einer Reise das Tessin kennen. Die südländisch anmutende Landschaft mit ihren alpinen Ausläufern sollte den seit 1919 wieder in Berlin lebenden Maler nicht mehr loslassen: Ab 1925 verbringt er jeden Sommer dort und erwirbt einige Jahre später sogar ein Haus am Luganer See, das er bis 1939 behält. In diesem Zeitraum entstehen zahlreiche panoramahafte Landschaftsgemälde, die gleichsam einen Ausgleich zu seinen im Berliner Atelier gemalten Figuren und Stillleben bilden.
Der Maler erfasst hier mit weitem Blick eine idyllische Szenerie. Wie vielfach in Hofers Landschaftsgemälden führt ein Flusslauf in das Bild hinein, vereinzelte Häuser und eine die Bildmitte horizontal durchschneidende, offenbar unvollendet gebliebene Brücke bleiben in der ansonsten menschenleeren Ansicht die einzigen Zeugnisse menschlicher Besiedelung. Die roten Hausdächer und Brückenelemente setzen leuchtende Farbakzente in der von Grün- und Brauntönen dominierten Tonigkeit. Ihren Abschluss findet die Komposition in den massiv aufragenden Bergrücken unter einem sommerlich zartblauen Himmel.
Das Entstehungsjahr unseres Gemäldes, 1939, markiert für Hofer gleichzeitig den Abschied aus seinem Paradies. Während der Kunstverein Winterthur ihn zu seinem 60. Geburtstag noch mit einer Ausstellung ehrt, ist er im nationalsozialistischen Deutschland bereits von der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen und mit Berufsverbot geächtet.

Werkverzeichnis

Nicht bei Wohlert

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise vom Karl Hofer Komitee, Köln, vom 2.11.2017
Das Werk wird in das Karl Hofer Werkverzeichnis aufgenommen und im Karl Hofer Archiv unter der Nummer N 13 geführt.

Provenienz

Ehemals Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (1953 direkt vom Künstler erworben); seitdem Familienbesitz