Ernst Barlach - Der Sänger (Singender Klosterschüler) - image-1

Lot 357 Dα

Ernst Barlach - Der Sänger (Singender Klosterschüler)

Auktion 1099 - Übersicht Köln
01.12.2017, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 28.000 € - 30.000 €

Ernst Barlach

Der Sänger (Singender Klosterschüler)
1931

Bronzeplastik Höhe 52 cm Rechts auf der mitgegossenen Plinthe signiert 'Barlach' und rechts am Plinthenrand mit dem Giesserstempel "H. NOACK BERLIN" versehen. Eines von 34 Exemplaren der ab 1939 gegossenen, nicht nummerierten Auflage von insgesamt 35 Exemplaren. Posthumer Guss. - Mit schöner, ins Rötlich-Olivfarbene spielender Patina. Inwändig im Sockel mit Bleistift schwer leserlich beschriftet "Barlach Buller".

Ernst Barlachs Darstellungen von Musizierenden zeigen den Menschen in sich versunken, meditierend in das eigene Innere hineinhorchend. Der „Singende Klosterschüler“ repräsentiert genau diesen Typus: In stiller, gesammelter Haltung konzentriert er sich auf die Vergegenwärtigung des eigenen inneren Erlebens.
Mit der Absicht ein Werk für die Hansestadt zu erwerben, besuchte der Lübecker Museumsdirektor Carl Georg Heise im Oktober 1929 Ernst Barlach in Güstrow. Dort entstand der Plan, die Blendnischen der mittelalterlichen Katharinenkirche in Lübeck mit überlebensgroßen Figuren auszustatten. Die Kirche war auf Betreiben Heises in einen Ausstellungsraum umgewidmet worden. Unter dem Titel der „Gemeinschaft der Heiligen“ sollte ein Figurenfries aus 16 Nischenfiguren entstehen, für den Barlach auf eine Reihe von Entwürfen aus den vergangenen Jahren zurückgreifen wollte: Motive, die gleichsam weniger auf den kirchlichen Kanon referierten, sondern die Grunddispositionen des menschlichen Daseins thematisierten.
Die hohe Anzahl und das gewaltige Format der Figuren ließen Barlach immer wieder am Gelingen dieses Projektes zweifeln. Auch die Finanzierung des ambitionierten Vorhabens stellte eine große Herausforderung dar und war im Zusammenspiel mit denkmalpflegerischen Bedenken sowie grundsätzlichen reaktionär-völkischen Ressentiments gegenüber Barlachs Werk Grund dafür, dass schließlich nur drei Figuren der „Gemeinschaft der Heiligen“ vom Künstler ausgeführt wurden (vgl. Elisabeth Lauer/Volker Probst, Ernst Barlach. Das plastische Werk. Werkverzeichnis II, Güstrow 2006, S. 40 ff.): „Bettler“, „Singender Klosterschüler“ und „Frau im Wind“ (Laur 446, 489 und 515). Die vorliegende Rundplastik entstand als Bronzeguss nach einem verkleinerten Vormodell der rund zwei Meter großen Nischenfigur aus Klinkerbrand für die Lübecker Katharinenkirche.

Werkverzeichnis

Laur 487; Schult 387

Provenienz

Galerie Alex Vömel, Düsseldorf (mit inwändig angebrachtem Etikett); Sammlung Wilhelm Buller, Duisburg; Privatsammlung Norddeutschland

Literaturhinweise

Jürgen Doppelstein/Heike Stockhaus, Ernst Barlach, Mystiker der Moderne, Ausst. Kat. Ernst Barlach Gesellschaft, Hauptkirche St. Katharinen, Hamburg 2003, S. 261; Heinz Spielmann, Stiftung und Sammlung Rolf Horn, Schleswig 1995, Kat. Nr. 123; Ursula Heiderich, Katalog der Skulpturen in der Kunsthalle Bremen, Bremen 1993, S. 110 f.

Ausstellung

u.a. Hamburg 1948 (Galerie Hoffmann), Ernst Barlach, Kat. Nr. 16; Düsseldorf 1951 (Galerie Alex Vömel), Ernst Barlach, Kat. Nr. 14; Berlin 1951/1952 (Akademie der Künste), Ernst Barlach, Kat. S. 124; Düsseldorf 1955 (Kunstverein der Rheinlande), Sammlung Wilhelm Buller, Kat. Nr. 8 (dieses Exemplar); Essen 1958 (Villa Hügel), Düsseldorfer Kunstschätze, Kat. Nr. 129; Bremen 1959 (Kunsthalle Bremen), Ernst Barlach, Kat. Nr. 39; Bremen 2001 (Kunsthalle Bremen), Ernst Barlach. Kaviar statt Brot, Kurt Reutti. Sammler und Stifter, Nr. 15