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Lot 401 Nα

Albin Egger-Lienz - Studie zum Kopf des Bauern II

Auktion 1110 - Übersicht Köln
01.06.2018, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 15.000 € - 18.000 €

Albin Egger-Lienz

Studie zum Kopf des Bauern II
1918/1919

Öl auf rötlich grundiertem starken Karton 28,2 x 20,8 cm Gerahmt. Oben links bräunlich signiert 'Egger Lienz'. - Der Karton an der Oberkante, vor allem an den rechten Ecken oben und unten etwas gestaucht; an der Unterkante rechts mit kleinem Farbverlust.

Zu dem großformatigen Werk "Generationen" bzw. "Die Familie" von Albin Egger-Lienz (Kirschl M 418) entstanden eine Reihe von Ölstudien, darunter auch die vorliegende Variante des Kopfes des Bauern, dem offenbar als Modell das Porträt eines Südtirolers aus Jenesien bei Bozen zu Grunde liegt. Die stilisierte Ausführung kommt der endgültigen Darstellung im Gemälde nahe. Der Bauer richtet als einziger der Gruppe den ernsten Blick auf den Betrachter, dabei sind die Augen leicht nach links gewandt und man gewinnt den Eindruck eines lebendigen Schauens. Die summarische Modellierung des hageren Gesichtes, die charakteristische Barttracht, die starke Verschattung der Nase und die tonale Farbgebung werden hier vorformuliert. Die Studie schließt nach oben ab mit einem waagerechten dunklen Pinselzug, der die Kopfbedeckung der Gestalt mit einem breitkrempigen schwarzen Hut nur andeutet.
Unserer Detailstudie geht im übrigen eine sehr ähnliche, etwas feinere Bleistiftzeichnung vom Antlitz unmittelbar voraus, die als erste Version auch in Öl Umsetzung findet (vgl. Kirschl Z 426 "Studie zum Mann I" mit ganzseitiger Farbabb. Bd. I, S. 321 und Hammer, op. cit. 1938, S. 82 mit Abb.).
In der Figurenkomposition des Gemäldes herrschen bei fast monochromer Farbgebung starke Licht- und Schattenwirkungen. Die bäuerliche Stube überragt im Vordergrund ein überdimensioniertes Kruzifix. Neben ihm ist der stehende Bauer als Familienoberhaupt die zentrale Gestalt. Sein senkrecht aufgestützter Stab, ein wichtiges formales wie rhythmisches Element der räumlichen Gliederung, ist Symbol: er scheint wie ein Glaubenszeichen menschlicher und göttlicher Gewissheiten (s. Vergleichsabb.).

Werkverzeichnis

Kirschl M 428, Bd. I mit ganzseitiger Abb. S. 319

Provenienz

Ehemals Privatbesitz Innsbruck; Privatbesitz Schweiz

Literaturhinweise

Heinrich Hammer, Albin Egger-Lienz, Innsbruck/Wien/München 1930, Werkverzeichnis S. 279, Nr. 2; Heinrich Hammer, Albin Egger-Lienz, Ein Buch für das deutsche Volk, Innsbruck 1938, vgl. S. 82 mit Abb. (ein anderer ähnlicher Studienkopf zum "Bauern"); Wilfried Kirschl, Albin Egger Lienz 1868-1926, Das Gesamtwerk, Bd. I, Wien/München 1996, S. 314 - 333