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Lot 436 Dα

Heinrich Hoerle - Krüppel (Die Krüppelmappe)

Auktion 1110 - Übersicht Köln
01.06.2018, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 8.000 € - 10.000 €
Ergebnis: 8.680 € (inkl. Aufgeld)

Heinrich Hoerle

Krüppel (Die Krüppelmappe)
1920

Folge von 12 Original-Lithographien. Jeweils auf festem bräunlichen Papier 58,9 x 45,8 cm. - Mit dem Deckblatt lose in Original-Halbleinenmappe 64,4 x 49,5 cm mit aufgeklebtem Titelmotiv "Krüppel" (Backes 16) als Linolschnitt auf Japanpapier 16,8 x 12,2 (23 x 17,3 cm) Unbezeichnet. Auf dem Deckblatt mit Inhaltsverzeichnis und Impressum mit Bleistift nummeriert. Exemplar 92/100. - Selten. Im Selbstverlag "Heinrich Hoerle, Cöln-Lindenthal" erschienen, Köln 1920. - Die Blätter mit minimalen Altersspuren, das dünnere Deckblatt (imitiertes Japan) oben rechts im Rand etwas beschädigt und rückseitig mit Papierstreifen hinterklebt. Die Mappe etwas gewellt mit Druckspuren.

Nach dem Prospekt für die 1920 von Heinrich Hoerle selbst verlegte Folge "Krüppel" war offenbar eine Gesamtauflage von 300 Exemplaren mit handsignierten Lithographien vorgesehen, davon 50 auf Japan-Bütten gedruckt mit einer farbigen Originalzeichnung als Titelblatt. Es kommen jedoch unsignierte Folgen auf einfacheren festen Papieren vor, die im Impressum eine Auflagennummerierung auf 100 aufweisen.
Die "Krüppelmappe" ist eines der frühen expressionistischen Meisterwerke des Künstlers. Ende 1919 wohl entworfen, versteht sie sich nicht nur als kritischer zeitgenössischer Kommentar zum sozialen Elend der Kriegsversehrten - in der "Sozialistischen Republik" vom 30.1.1920 erschien unter dem Titel "Krupp-Krüppel" ein Beitrag von Franz Wilhelm Seiwert zur ersten Ausstellung der Mappe in Köln -, sie spiegelt auch in der künstlerischen Abfolge der verschiedenen Bilder empfindsam die zutiefst menschlichen und seelischen Aspekte körperlicher Verstümmelung. Otto Dix sollte die Thematik u.a. in dem großformatigen Gemälde "Die Kriegskrüppel" aus dem gleichen Jahr aufgreifen, ehemals im Stadtmuseum Dresden, 1937 beschlagnahmt und seitdem verschollen (vgl. Löffler 1920/8 mit Abb., vgl. auch die gleichnamige Radierung Karsch 6).

Werkverzeichnis

Backes Druckgraphik 16, 17

Zertifikat

Wir danken Dirk Backes, Aachen, für freundliche wissenschaftliche Beratung.

Provenienz

Privatbesitz Rheinland

Literaturhinweise

Die Aktion. Wochenschrift für Politik, Literatur und Kunst, Berlin 1920, 10. Jg., mit Abb.; a bis z, organ der gruppe progressiver künstler, köln, dez. 1931, blatt 20 mit Abb.; Walter Vitt, Heinrich Hoerle und Franz Wilhelm Seiwert. Die Progressiven, Köln 1975, S. 19 mit Abb.; U. Bohnen, Das Gesetz der Welt ist die Änderung der Welt. Die rheinische Gruppe progressiver Künstler (1918-1933), Berlin 1976, Nr. 8 mit Abb. S. 27

Ausstellung

Köln Januar 1920 (Lichthof des Kunstgewerbemuseums); Moskau 1924 (Erste allgemeine Deutsche Kunstausstellung); Frechen 1970/1971 (Kunstverein Frechen e.V.), Hoerle und sein Kreis, Kat. Nr. 154 mit Abb.; Köln 1975 (Kölnischer Kunstverein), Vom Dadamax zum Grüngürtel - Köln in den 20er Jahren, o. Kat. Nr., mit Abb. S. 100/101; Berlin 1975 (Akademie der Künste Berlin/Neue Gesellschaft für Bildende Kunst), Politische Konstruktivisten. Die "Gruppe progressiver Künstler" Köln 1919-1933, mit Abb.; Köln 1980 (Kölnischer Kunstverein), Max Ernst in Köln. Die rheinische Kunstszene bis 1922, Kat. Nr. 165 mit Abb.