Henri Matisse - Nadia au sourire enjoué - image-1

Lot 457 D

Henri Matisse - Nadia au sourire enjoué

Auktion 1110 - Übersicht Köln
01.06.2018, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 18.000 € - 22.000 €
Ergebnis: 32.240 € (inkl. Aufgeld)

Henri Matisse

Nadia au sourire enjoué
1948

Original-Radierung auf Velin 34,5 x 27,8 cm (56 x 38 cm) Signiert und nummeriert. Exemplar 18/25. - Im Unterrand unter Passepartout sehr schwach gebräunt.

Henri Matisses Interesse an graphischen Techniken setzt im Kontext seines künstlerischen Schaffens erst relativ spät ein. Erst um die Jahrhundertwende versucht sich der Künstler probeweise an der Radierplatte. 1903 veröffentlicht Matisse die ersten Radierungen, drei Jahre später treten dann Lithographien und Holzschnitte hinzu. Im Unterschied zu Picasso versteht Matisse die Arbeit in einem neuen Medium nicht als Erweiterung seiner künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten, sondern als Fortführung einmal gewählter Motive, denen er stilistisch treu bleibt. In seinen Druckgraphiken lassen sich vornehmlich zwei Themenkreisen finden: So konzentriert er sich auf (Frauen-)Porträts und weibliche Aktdarstellungen. Die zentralen Motive seiner Gemälde wie Landschaften, Stillleben und Interieurs treten hingegen nur gelegentlich auf. Neben seiner Tochter Marguerite ist es die junge Ägypterin Nadia, die ihm erstmals im Sommer 1948 Modell sitzt und von der ab diesem Zeitpunkt zahlreiche Porträts als Zeichnung und Druckgraphiken entstehen. Die vorliegende Radierung „Nadia au sourire enjoué“ veranschaulicht dabei die Absichten des französischen Künstlers, die dieser mit seinen Porträts verfolgt. So spricht Giesela Westkamp-Fischer von einer „intensiven Gratwanderung zwischen Porträtanspruch - sprich genauem Abbild - und freier Interpretation - sprich einer auf das Wesentliche reduzierte Linienkonstruktion: Da der wahre Charakter eines Menschen für Matisse nicht unmittelbar mit dem äußeren Erscheinungsbild zusammenfällt, abstrahiert er die Gesichtszüge zu einer Art zeichenhaften Maske mit fast kalligraphischer Anmutung. (Gisela Westkamp-Fischer, in: Henri Matisse. Ausgewählte Exponate aus seinem graphischen Oeuvre und Arbeiten auf Papier, Köln 2001, o.S.). Die auf ein Minimum reduzierten Gesichtskonturen sind dabei dennoch so gewählt, dass eine Komplementierung der angedeuteten Möglichkeiten im Auge des Betrachters liegt.

Werkverzeichnis

Duthuit-Matisse/Duthuit 792