Lot 652 D

In ihrer Serie "Inside Out" zeigt In Sook Kim Blicke auf gläserne Fassaden und die sich dahinter aufhaltenden Menschen, die sich ihrer Beobachtung nicht bewusst zu sein scheinen. Was in "Kunstmuseum, Stuttgart" auf den ersten Blick wie eine vorgefundene Situation - oder eine Aufnahme aus einer Architekturzeitschrift - erscheint, ist in Wirklichkeit das Ergebnis monatelanger Vorbereitung und aufwendiger Inszenierung. Bei den "Museumsbesuchern" handelt es um Statisten, die von der Künstlerin auf den Stufen des Treppenhauses arrangiert wurden und sich dort in unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen mussten. Aus zahlreichen Einzelaufnahmen setzte die Künstlerin am Bildschirm ein außerordentlich detailreiches Gesamtbild zusammen.
Markus Brüderlin beschreibt das Spiel mit der Transparenz, der öffentlichen Selbstinszenierung und dem Wegfall der Privatsphäre als Leitmotive in In Sooks Kim Werk, das auch als Architektur- und Urbanitätskritik zu verstehen ist. Die Künstlerin nimmt dabei zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen Stellung: "Dieses neue Phänomen und der radikale gesellschaftliche Wandel, den es anzeigt, ist mittlerweile zu einem Lieblingsthema des internationalen Feuilletons geworden, zu dem Soziologen, Psychologen, Urbanisten, Cineasten lebhafte Beiträge liefern." Das Werk von In Sook Kim "trifft ins Zentrum dieser Diskussion und liefert in seiner medialen Struktur des 'Fensterkinos' ein sinnliches Bild, das den radikalen Wandel des Verhältnisses von Privat und Öffentlich, von Intimität und Zurschaustellung auf einen Schlag anschaulich macht, was sonst in seitenlangen Diskursen abgehandelt werden muss." (Markus Brüderlin: Zur Architektur der modernen Seele am Beginn des 21. Jahrhunderts, in: In Sook Kim. Saturday Night, Ostfildern 2009, S. 14)