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Lot 1019 Dα

Seltenes italienisches Likörset

Auktion 1117 - Übersicht Köln
16.11.2018, 15:00 - Schätze aus einer niedersächsischen Sammlung
Schätzpreis: 4.000 € - 6.000 €
Ergebnis: 6.448 € (inkl. Aufgeld)

Seltenes italienisches Likörset

Schildpatt, Silber- und Goldpiqué-Einlagen, farbloses, geschliffenes Glas. Vier länglich oktogonal geschliffene Flakons in einem Kasten mit Klappdeckel und geschweiften Ecken. Auf der Oberseite des Deckels eine allegorische Szene: ein Amor, auf ein Herz schießend, das eine geflügelte weibliche Figur hält. Fünfseitig reich dekoriert mit gravierten Goldranken, Silberpunkten und -gitterwerk. Einige lose und hervorstehende Einlagen, einige Verluste, Spuren früherer Reparaturen mit Klebstoff. H 13, B 15,7, T 12,8 cm., Flaschen H ca. 11,5 cm.
Neapel, zugeschrieben, drittes Viertel 18. Jh.

Die Technik, massive Schildpattplatten mit Edelmetalleinlagen zu versehen, wurde in Neapel vermutlich bereits im 16. Jahrhundert entwickelt und perfektioniert im Verlauf des 17. Jahrhunderts. Der bourbonischen Hof von Neapel sorgte noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts für große Nachfrage ebenso wie die Touristen der Grand Tour, die Schnupftabakdosen oder kleine Likörsets wie das vorliegende erwarben.
Die Schalen der exotischen Echten Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) kamen in einer ungeschnittenen Länge von bis zu einem Meter in Neapel an. Dort wurden sie zunächst in kochendem Wasser und Olivenöl enthärtet, danach in die Form gepresst. Noch bei hoher Temperatur veredelten andere Handwerker, die Silber- und Goldschmiede, das Material durch Einlagen, die ursprünglich nicht verklebt sondern durch die Temperaturveränderung beim Abkühlen fest in das Schildpatt eingeschlossen wurden. In der "Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers" von Diderot und d´Alembert sind alle benötigen Werkzeuge abgebildet und auch die Techniken der Veredelung erklärt: "Point d'or", wo winzige Löcher mit geschmolzenem Gold oder Silber gefüllt werden, "Coulé", wo das Metall auch zum Füllen von linearen Gravuren verwendet wird, "Incrusté" mit zusätzlichen Einlagen in Perlmutt oder Gold und "Posé", eine Kombination aus allen Techniken.