Ein Paar bedeutender belgischer Renaissance-Kirchenfenster mit dem Hl. Sulpicius und dem Hl. Dionysius - image-1
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Lot 1102 Nα

Ein Paar bedeutender belgischer Renaissance-Kirchenfenster mit dem Hl. Sulpicius und dem Hl. Dionysius

Auktion 1117 - Übersicht Köln
16.11.2018, 16:30 - Ausgewählte Objekte
Schätzpreis: 160.000 € - 200.000 €
Ergebnis: 210.800 € (inkl. Aufgeld)

Ein Paar bedeutender belgischer Renaissance-Kirchenfenster mit dem Hl. Sulpicius und dem Hl. Dionysius

Transparentes, leicht blasiges Glas mit Bemalung in Silbergelb, Schwarzlot und Schmelzfarben: Rot, Grün, Manganviolett und Kobaltblau, jüngere Verbleiung. H 128, B 66,5 cm, Rahmen H 161, B 96,5 cm.
Diest, Collégiale de Saint Sulpice et Denis, zweites Viertel 16. Jh.

Der Hl. Sulpicius als Ganzfigur, leicht nach rechts gedreht, auf einem Fliesenboden unter einem Renaissance-Rundbogen stehend, ein Buch und den Krummstab haltend. In gelbem Pluviale mit Granatapfeldekor und grünen Fransen, blauer Kasel und Alba sowie roten Handschuhen. Hinterfangen von einem roten italienischen Granatapfelsamt. In den Bogenzwickeln zwei Medaillons mit den gegenständigen Profilbildnissen römischer Cäsaren, bezeichnet "MAXENTIVS" und "AVGVSTVS".
Der Hl. Dionysius als Ganzfigur, leicht nach links gedreht, auf einem Fliesenboden unter einem Renaissance-Rundbogen stehend, in beiden Händen seinen Kopf tragend, in die Armbeuge seinen Stab gelehnt. In weißer Mitra, weißer Dalmatik mit gelben Ornamenten, violetter Kasel und Alba, roten Handschuhen und einem grünen Pallium. Hinterfangen von einem roten italienischen Granatapfelsamt. In den Bogenzwickeln zwei Medaillons mit gegenständigen Profilbildnissen römischer Feldherren, eines davon bezeichnet "AVGVSTVS".

Das Konvolut der drei seltenen großen Fenster kann als bedeutendes Ensemble der brabanter Glaskunst des frühen 16. Jahrhunderts bezeichnet werden. Sie stammen alle aus Diest, einer heute kleinen Stadt am Handelsweg zwischen Köln und Brügge, die 1229 von Heinrich I. von Brabant Stadtrechte verliehen bekam; und zwar aus der gotischen Stiftskirche Saint Sulpice et Denis.
Als der erste Ikonoklasmus 1580 über die Stadt hinwegfegte, wurden, abgesehen vom mobilen Inventar der Gebäude, auch viele Kirchenfenster zerstört. Nach 1604 begannen sukzessive Reparaturarbeiten, die von bekannten Glasmachern ausgeführt wurden. Die nächste große Veränderung brachte erst das 19. Jahrhundert, als Jean-François Pluys aus Mecheln ab 1846 Gläser austauschte und durch neue, nachgefertigte Stücke ersetzte. So verschwanden diese drei Fenster, sie wurden demontiert und vergessen. Sie sind uns heute nur durch die bewahrenden Sammler überliefert.
Die beiden gegenständigen Scheiben mit Saint Sulpice und Saint Denis beleuchteten ursprünglich die dritte Kapelle des nördlichen Seitenschiffs. Unterhalb der beiden Hauptfenster gab es zwei weitere, kleine Stifterfenster. Jean Helbig und Yvette van den Bemden benennen, zusammen mit anderen Autoren, die Norbertiner Arnold Streyters, den Abt von Tongerlo, gebürtig in Diest und großer Mäzen, Jan van Esch, Prior von Tongerlo und Probst von Diest sowie Alaert Reyen, Dekan von Diest, als die Mäzene dieser Fenster. Die gemeinsame Amts- und Lebenszeit der drei Stifter war zwischen 1531 und 1541, was heute als wahrscheinlichen Produktionszeitraum der beiden großen Scheiben definiert wird.

Provenienz

Aus Saint-Sulpice-et-Saint-Denis in Diest stammend.
Im Bestand des Historischen Museums Basel bis mindestens 1901, im Austausch gegen andere Objekte vom Vorbesitzer erworben.

Literaturhinweise

Abgebildet im Katalog Glasgemälde No. III, Historisches Museum Basel 1901, Nr. 73.
Bei Helbig/van den Bemden, Les vitraux de la première moitié du XVIe siècle conservés en Belgique Brabant et Limbourg, in: Corpus Vitrearum Medii Aevi Belgique, Bd. III, Gent 1974, S. 185 ff.
S.a. Levy/Capronnier, Histoire de la peinture sur verre, Bd. 2, Brüssel 1860, S. 140.
S.a. Bonenfant, Notes pour servir à l'histoire de l'art en Brabant, Annales de la Société royale d'archéologie de Bruxelles. Mémoires rapports et documents, Bd. 39, Brüssel 1935, S. 132.
S.a. van der Linden, De collegiale kerk van de HH. Sulpitius en Dionysius te Diest. In 8ste Jaarboek van de Diestersche Kunstkring, 1936, S. 86.