Bedeutendes Kirchenfenster mit Hl. Nikolaus - image-1
Bedeutendes Kirchenfenster mit Hl. Nikolaus - image-2
Bedeutendes Kirchenfenster mit Hl. Nikolaus - image-1Bedeutendes Kirchenfenster mit Hl. Nikolaus - image-2

Lot 1103 Nα

Bedeutendes Kirchenfenster mit Hl. Nikolaus

Auktion 1117 - Übersicht Köln
16.11.2018, 16:30 - Ausgewählte Objekte
Schätzpreis: 80.000 € - 100.000 €
Ergebnis: 111.600 € (inkl. Aufgeld)

Bedeutendes Kirchenfenster mit Hl. Nikolaus

Transparentes, leicht blasiges Glas mit Bemalung in Silbergelb, Schwarzlot und Schmelzfarben: Rot, Grün und Kobaltblau. Scheibe mit Ganzfigur, auf einer Grasfläche unter einer Renaissance-Bogenarchitektur stehend, leicht nach rechts gewandt. In Bischofsornat, mit Mitra und Bischofsstab, weißem gelbbordiertem Pluviale, darunter eine blaue Kasel und eine Alba. Die rot behandschuhte Hand im Segensgestus erhoben. Rechts unten ein Holzzuber mit drei nackten Kindern.
Die Figur gerahmt von einem flachen Bogen zwischen zwei Pilastern und vorgelagerten zierlichen Ründsäulen mit Blattkapitellen. Im Hintergrund ein roter italienischer Granatapfelsamt. An den Seiten Ausblick in eine bewaldete Landschaft und oben in einen bewölkten Himmel mit zwei Vogelschwärmen.
Montiert in eine farblose und hellgrüne moderne Bleiverglasung und einen weiß gestrichenen Holzrahmen. H 105, B 80 cm, Rahmen 163, B 109,5 cm.
Belgien, Collégiale de Saint Sulpice et Denis in Diest, 1523.

Das Konvolut der drei seltenen großen Fenster kann als bedeutendes Ensemble der brabanter Glaskunst des frühen 16. Jahrhunderts bezeichnet werden. Der erste Ikonoklasmus fand 1580 statt, viele Scheiben wurde da bereits zerstört. Nach 1604 begannen sukzessive Reparaturarbeiten, die von bekannten Glasmachern ausgeführt wurden. Die nächste große Veränderung brachte erst das 19. Jahrhundert, als Jean-François Pluys aus Mecheln ab 1846 Gläser austauschte und durch neue, nachgefertigte Stücke ersetzte. So wurden diese drei Fenster demontiert. Sie sind uns heute nur durch die bewahrenden Sammler überliefert.

Die Scheibe mit dem Hl. Nikolaus war als Gegenstück zu der mit der Hl. Jungfrau Maria eingebaut in der ersten Kapelle des nördlichen Seitenschiffs. Sie wurde gespendet von der Zunft der Dachdecker und durch eine überlieferte Datierung 1523 angefertigt.

Provenienz

Aus Saint-Sulpice-et-Saint-Denis in Diest stammend.
Im Bestand des Historischen Museums Basel bis mindestens 1901, im Austausch gegen andere Objekte vom Vorbesitzer erworben.

Literaturhinweise

Abgebildet im Katalog Glasgemälde No. III, Historisches Museum Basel 1901, Nr. 73.
Bei Helbig/van den Bemden, Les vitraux de la première moitié du XVIe siècle conservés en Belgique Brabant et Limbourg, in: Corpus Vitrearum Medii Aevi Belgique, Bd. III, Gent 1974, S. 185 ff.
S.a. Levy/Capronnier, Histoire de la peinture sur verre, Bd. 2, Brüssel 1860, S. 140.
S.a. Bonenfant, Notes pour servir à l'histoire de l'art en Brabant, Annales de la Société royale d'archéologie de Bruxelles. Mémoires rapports et documents, Bd. 39, Brüssel 1935, S. 132.
S.a. van der Linden, De collegiale kerk van de HH. Sulpitius en Dionysius te Diest. In 8ste Jaarboek van de Diestersche Kunstkring, 1936, S. 86.