Lot 1526 D α

Hieronymus Francken II - Bankettszene

Auktion 1118 - Übersicht Köln
17.11.2018, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister / Skulptur
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €

Hieronymus Francken II

Bankettszene

Öl auf Holz. 105,5 x 74 cm.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts entwickelt sich in der niederländischen Malerei das Sujet der Genremalerei. Anfänglich liegen den Werken dieser neuen Gattung noch biblische oder mythologische Themen zugrunde, die die Darstellung überbordender Bankette und Festveranstaltungen legitimieren sollten, beispielsweise „Der Verlorene Sohn“, „Der reiche Prasser und der arme Lazarus“ oder auch Götterbankette der antiken Mythologie. So bildet auch beim vorliegenden Gemälde die biblische Geschichte des verlorenen Sohns (Lukas, 15, 11-32) den thematischen Ausgangspunkt für die Darstellung einer üppigen und erotisch aufgeladenen Bankettszene. Einen Hinweis auf das biblische Thema bildet vor allem ein kleines Gemälde an der Stirnwand des Interieurs, das als „Bild im Bild“ die Szene des verlorenen Sohns als Schweinehirt zeigt. So wird man in dem jungen Mann im Vordergrund, der sein kostbares Römerglas zu einem Trinkspruch erhebt, den verlorenen Sohn erkennen dürfen, der sein Erbe verprasst. Ansonsten dominiert jedoch die prächtige Darstellung eines üppigen Gelages, die darüber hinaus mit einer Fülle erotischer Anspielungen aufwartet: von den auf dem Boden verstreut liegenden Austernschalen über die halbentblößte Frau im rechten Vordergrund und den zahlreichen Liebespaaren bis hin zum Geflügel auf dem Tisch, das an das niederländische Verb „vogelen“ denken lässt - damals wie heute gleichermaßen doppeldeutig besetzt.
Unser hochformatiges Gemälde, dass das Bankett mit dem verlorenen Sohn in ein dunkles Gasthausinterieur des frühen 17. Jahrhunderts verlegt, hat Ursula Härting dem Antwerpener Stillleben- und Figurenmaler Hieronymus Francken II zugeordnet und vergleicht es mit Darstellungen des Künstlers von Tanzgesellschaften in den Museen von Cambrai und Wien. Anders als sein jüngerer Bruder Frans Francken II hat Hieronymus nur ein vergleichsweise kleines Oeuvre hinterlassen, das durch das vorliegende Werk eine wertvolle Ergänzung erfährt.
Zu dem Gemälde gibt es eine Leihanfrage für eine Ausstellung zur Malerfamilie Francken im Musée de Flandre in Cassel, Frankreich, die von Oktober 2020 bis Februar 2021 stattfinden wird.

Zertifikat

Ursula Härting, Hamm, 23.7.2018.