Jan van Goyen - Landschaft mit Bauernhaus und Kalköfen - image-1

Lot 1538 Dα

Jan van Goyen - Landschaft mit Bauernhaus und Kalköfen

Auktion 1118 - Übersicht Köln
17.11.2018, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister / Skulptur
Schätzpreis: 30.000 € - 35.000 €
Ergebnis: 89.280 € (inkl. Aufgeld)

Jan van Goyen

Landschaft mit Bauernhaus und Kalköfen

Öl auf Holz (parkettiert). 39 x 61,5 cm.
Monogrammiert und datiert unten Mitte: VG (ligiert) 1629.

Diese frühe Landschaft Jan van Goyens von 1629 zeigt ein ungewöhnliches Motiv, und zwar Kalköfen an einem Fluss. Es muss den Künstler, der mit seiner modernen Naturauffassung die holländische Landschaftsmalerei in den 1620er Jahren revolutioniert hat, gereizt haben, die malerischen Qualitäten seiner Landschaft mit den funktionalen geometrischen Formen der Kalköfen zu kontrastieren. Während die linke Bildhälfte ganz den Vorstellungen einer klassischen holländischen Landschaft entspricht, bildet die rechte Bildhälfte mit der konischen Gestalt der Kalköfen einen spannungsreichen Gegensatz dazu. Van Goyen scheint dabei auch bewusst die Formen des Rauches, der in den Himmel emporsteigt, mit denen der Laubbäume links parallelisiert zu haben.

Die hochentwickelte handwerkliche Produktion war neben dem globalen Handel die zweite Säule des holländischen Wohlstands. Die Darstellung handwerklicher Produktionsstätten war somit Ausdruck patriotischen Stolzes über die Leistungsfähigkeit der eigenen Ökonomie. Kalk war für die Herstellung von Mörtel grundlegend, seine Produktion entsprechend von essentieller wirtschaftlicher Bedeutung. In den südlichen Niederlanden hat David Teniers der Jüngere das Thema mehrmals behandelt (etwa „Kalköfen mit Figuren", Wellington Museum, Apsley House, London), allerdings eher als Genreszene konzipiert denn als Landschaft. Künstler wie Pieter van Laere haben zudem Kalköfen als italienische Szenerien ihrer Bambocciaden verwendet. Van Goyen selbst hat das Thema in einem weiteren Werk, einer Flusslandschaft, behandelt (vgl. Beck, op. cit., Nr. 599). Auch hier haben wir es mit einer klassischen Komposition zu tun, in der das Wasser diagonal in die Tiefe fließt. Die Kalköfen bilden dabei als zentrales Motiv auch hier einen interessanten Gegensatz zur malerischen Umgebung.

Provenienz

Wohl Auktion Christie´s, London, 18.2.1916, Lot 43. - Kunsthandel J. Goudstikker, Amsterdam, 1916. - Slg. P. Smidt van Gelder, Nieuwersluis. - Gebr. Douwes, Amsterdam, 1918. - Duits, Amsterdam, 1923. - Berliner Kunsthandel. - Slg. Prof. Dr. G. W. J. Bruins, Wassenaar. - Slg. A. C. Bruins-van der Hoop, Wassenaar. - Niederländische Privatsammlung.

Literaturhinweise

Cornelis Hofstede de Groot: Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts, Esslingen 1923, S. 121, Nr. 499. - Anna Dobrzycka: Jan van Goyen 1596–1656, Posen 1966, Nr. 82. - Hans Ulrich Beck: Jan van Goyen 1596-1656. Bd. 2, II, Amsterdam 1973, S. 478, Nr. 1078.

Ausstellung

International Exhibition of Economic History, Amsterdam 1929, Nr. 32. - Jan van Goyen, Leiden/Arnheim, 1960, Nr. 21.