Jacob van Ruisdael - Landschaft mit hohen Bäumen, einem Angler und Schäfern - image-1

Lot 1583 Dα

Jacob van Ruisdael - Landschaft mit hohen Bäumen, einem Angler und Schäfern

Auktion 1118 - Übersicht Köln
17.11.2018, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alter Meister / Skulptur
Schätzpreis: 100.000 € - 120.000 €
Ergebnis: 111.600 € (inkl. Aufgeld)

Jacob van Ruisdael

Landschaft mit hohen Bäumen, einem Angler und Schäfern

Öl auf Leinwand (doubliert). 67,5 x 54 cm.
Signiert unten rechts: JRuisdael (JR ligiert).

Jakob van Ruisdael sei der holländische Künstler, so schrieb einst Jakob Rosenberg, der am ehesten einen Sinn für die Schönheit des Waldes entwickelt habe. Tatsächlich hat sich der Künstler während seiner langen Karriere anhaltend mit der Waldlandschaft beschäftigt und dabei eine eindrucksvolle Vielfalt an Motiven und Kompositionen entwickelt. Rosenberg stellte weiterhin fest, die Schwierigkeit für den Maler einer Waldlandschaft bestehe darin, eine „räumlich klare Waldinnendarstellung“ zu schaffen und dabei „eine ausreichende Belichtung und räumliche Klarheit mit der zum Waldinneneindruck gehörigen Geschlossenheit zu verbinden“ (Rosenberg, op. cit., S. 48).
Man kann die vorliegende Waldlandschaft, einst im Besitz der Hamburger Kunsthalle und in die 1670er Jahre zu datieren, als eine gelungene Antwort Jakob van Ruisdaels auf diese gestalterischen Fragen sehen. Sie besticht durch ihre Klarheit in der Komposition, Subtilität im Kolorit und Ökonomie im Gebrauch der künstlerischen Mittel. Sie beeindruckt zugleich durch ihre Unmittelbarkeit und Naturnähe, die bereits die Zeitgenossen an Ruisdaels Waldlandschaften bewunderten.
Der Künstler verzichtet auf ein dominantes Motiv, etwa eine mächtige Eiche, die die Komposition bestimmt. Der Betrachter blickt stattdessen in einen Wald mit schlanken Laubbäumen. In der Mitte befindet sich ein Teich, an dem ein Mann angelt, ein Weg führt hinauf zu einer Düne. Mit wenigen Bildelementen definiert Ruisdael den Bildraum: Durch die Staffelung der Bäume, durch die Anordnung der Figurenstaffage (Angler im Vordergrund, Schäfer im Mittelgrund und Jäger auf den Dünen im Hintergrund) sowie durch den Weg, der sich in die Bildtiefe schlängelt und den Blick des Betrachters lenkt. Vordergründig wirkt die Szenerie unscheinbar; gerade diese Unscheinbarkeit des Motives jedoch ist es, die die Darstellung des Waldes so naturnah erscheinen lässt und die Wahrnehmung auf die reiche Palette an Braun- und Grüntönen lenkt, mit denen die Bäume, die Äste, die Blätter, der Boden wiedergegeben werden. Im Hinblick auf die „ausreichende Belichtung“, die Rosenberg als Gestaltungsproblem sah, stellt man fest, dass Ruisdael darauf verzichtet, das Waldinnere durch das Spiel von Licht und Schatten, etwa durch die Darstellung einer Lichtung, zu beleben. Die Gestaltung des Bildlichts findet vielmehr allein im Himmel statt, wo das leuchtende Blau des Himmels sowie die Weiß- und Grautöne der Wolken, von rechts von der Sonne beschienen, die helle Folie für die Darstellung des Waldes bilden.

Provenienz

J. Amsinck, Hamburg. – Von diesem vermacht an die Hamburger Kunsthalle, Hamburg 1879. – Karl Haberstock, Berlin, 1931. – E. Slatter, London 1951. – Sir Harold A. Wenher, London. – Auktion Christie´s, London, 27.6.1975, Lot 74. – Kunsthandel Xaver Scheidwimmer, München, 1976. – Süddeutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

Hamburger Kunsthalle: Katalog der Alten Meister. Hamburg 1921. - Cornelis Hofstede de Groot: Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII. Jahrhunderts. Esslingen, 1911, Bd. 4, Nr. 1045. - Jacob Rosenberg: Jacob van Ruisdael, Berlin 1928, Nr. 300. - Seymour Slive: Jacob van Ruisdael. A Complete Catalogue of His Paintings, Drawings, and Etchings, New Haven & London 2001, S. 290, Nr. 377.