Lot 2052 Dα

Der junge Carl Morgenstern reiste 1834 zum ersten Mal nach Italien. Der Spross einer Frankfurter Künstlerfamilie war zunächst nicht begeistert von jenem Sehnsuchtsort, den Generationen von deutschen Künstlern und Schriftstellern vor ihm bereist hatten; vielmehr bekam er, wie er selbst schrieb, einen „fürchterlichen Katzenjammer“. Die italienische Landschaft überforderte den jungen Künstler, der mit der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts als künstlerischem Vorbild aufgewachsen war. Carl Morgenstern erholte sich schnell und schrieb bald schon nach Hause: „Stellt Euch vor, was ich für ein kecker Kerl geworden bin“. Tatsächlich lernte Morgenstern in Italien sehr schnell das warme Licht und die südliche Atmosphäre in seinen Landschaften zu erfassen. Gemeinsam mit seinen Künstlerfreunden bereiste er all die Städte und Landschaften, die ein junger deutscher Künstler sehen musste: Neapel, Sizilien, Tivoli, die Albaner Berge und mehr. Diese vorliegende Ansicht von Neapel entstand im Jahr 1874 und zeigt den souveränen Umgang des arrivierten, acht Jahre zuvor zum Professor ernannten Künstlers mit der italienischen Landschaft, deren einzigartige Atmosphäre er noch einmal meisterlich evoziert.