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Lot 205 D

Gabriele Münter - Landschaftsstudie (Landschaft mit Spaziergänger)

Auktion 1121 - Übersicht Köln
30.11.2018, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €

Gabriele Münter

Landschaftsstudie (Landschaft mit Spaziergänger)
Um 1912

Öl auf Malkarton 14 x 16,1 cm Unter Glas gerahmt. Auf der Rückseite mit Münters Werknummer 'L 457' auf einem Etikett und darunter mit dem Stempel "GABRIELE MÜNTER NACHLASS" versehen. - In schönem Erhaltungszustand.

„Streben nach künstlerischer Synthese“ im bayerischen Oberland? Ganz lapidar hält Gabriele Münter den Blick aus einem Fenster über die befestigte Straße zwischen Häuserfassaden gegenüber fest. Nur wenige Details nutzt die Malerin, um ihr Motiv in Murnau am Staffelsee zu erfassen: Straße, Fassaden, Berge, Himmel. Münter taucht die Ansicht in Blau- und Braun- und Grüntöne, das kräftige, sparsam eingesetzte Rot ordnet die Komposition. Für Gabriele Münter sind es die Farben der Jahre um 1910. Sie begegnen uns in Ansichten örtlicher Begebenheiten, den Murnauer Ort und Umgebung im Blick, in denen sich Farben zu nahezu nichtgegenständlichen Farbformen, welche die Künstlerin fortan zu ihren charakteristischen Motiven zusammenfügt. In Murnau ereignete sich im Herbst 1908 etwas Erstaunliches, als Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin sich nach langen Aufenthalten vor allem in Italien und Frankreich, in diesem oberbayerischen Ort trafen und malten: ein künstlerischer Umbruch, eine radikale Abkehr vom impressionistischen und spätimpressionistischen Malstil und eine Hinwendung zu einer synthetischen, expressiven Farbmalerei. „Murnau hatten wir auf einem Ausflug gesehen und an Jawlensky und Werefkin empfohlen - die uns im Herbst auch hinriefen. Wir wohnten im Griesbräu und es gefiel uns sehr. Ich habe da nach einer kurzen Zeit der Qual einen großen Sprung gemacht - vom Naturabmalen - mehr oder weniger impressionistisch - zum Fühlen eines Inhalts - zum Abstrahieren - zum geben eines Extraktes“ (Zit. nach: Der Blaue Reiter, Dokumente einer geistigen Bewegung, hrsg. von Andreas Hüneke, Leipzig 1989, S. 5), schreibt Gabriele Münter rückblickend 1911.

Mit der fortschreitenden Beschränkung auf wenige, für den Ort und diesen umgebenden Landschaften charakteristische Details sucht Gabriele Münter nach radikalen Möglichkeiten, das Gesehene individuell umzuformen und gelangt zu dieser aufregenden Farbkomposition: Häuser, Bäume und Berge erscheinen als homogen gestrichene Flächen, von farbigen Konturen gefasst. Farben, in kühnen Nuancen zwischen Rot und Blau neu gemischt, ganz im Sinne Kandinskys, der zusammenfassend im Gründungszirkular der „Neuen Künstlervereinigung München“ im Januar 1909 forderte, nach künstlerischen Formen zu suchen, „die von allem Nebensächlichen befreit sein müssen, um nur das Notwendige stark zum Ausdruck zu bringen -, kurz - das Streben nach künstlerischer Synthese (…).“ (Wassily Kandinsky, Streben nach künstlerischer Synthese, in: Kat. zur ersten Ausstellung der Neuen Künstlervereinigung in der Galerie Thannhauser, 1909).

Zertifikat

Das Werk ist im Nachlass unter der Nummer L 457 verzeichnet. Es wird in das von der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung herausgegebene Werkverzeichnis der Gemälde von Gabriele Münter aufgenommen.

Provenienz

Galerie Gunzenhauser, München; Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt/Main (1974), Westdeutsche Privatsammlung

Ausstellung

Frankfurt/Main 1974 (Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath), Gabriele Münter 1877-1962 - 30 Gemälde aus den Jahren 1906 bis 1959, Kat. Nr. 10 (mit rückseitigem Ausstellungs-Etikett)