Erich Heckel - Vorm Bad - image-1

Lot 207 D

Erich Heckel - Vorm Bad

Auktion 1121 - Übersicht Köln
30.11.2018, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 70.000 € - 80.000 €

Erich Heckel

Vorm Bad
1912

Aquarell und Zimmermannsblei auf festerem Aquarellbütten 44,8 x x 38,7 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts mit Bleistift signiert und datiert 'EHeckel 12' sowie darunter mit dünnerem Stift betitelt '-Vorm Bad-'. - Rückseitig oben mit rotem Stift handschriftlich gezeichnet vom Vorbesitzer "Dr. H. Koch". - Die obere linke Blattecke diagonal abgerissen; drei fachmännisch geschlossene kleine Randeinrisse an den Seitenrändern. In sehr schönem frischen Farberhalt.

Heckel malt einen Rückenakt am breiten Sandstrand vor einer phantastisch, steil abfallenden Küste. Das mit großzügigem Pinselstrich ausgeführte Aquarell ist vom Künstler in das Jahr 1912 datiert und (wohl zeitlich später) mit „Vorm Bade“ unter seiner Signatur betitelt. Wie in jedem Sommer malt Heckel Landschaften und immer wieder Akte und Badende so auch an diesem pittoresken Ostseestrand auf Hiddensee. Mit seiner Frau, der Tänzerin Sidi Riha, die hier wohl mit dem Rücken zu ihrem Mann im Begriff ist, nach ein paar weiteren Schritten in dem blauen, leicht spiegelnden Meer, einzutauchen, verbringt Heckel von Berlin aus angereist die Sommermonate. Diese charaktervolle Landschaft mit den im Hintergrund sich in den Himmel auftürmenden, steilen Sanddünen erscheint wie eine treffliche Inszenierung im warmen Licht der Sonne.
Erich Heckel verändert seinen Malstil gegenüber der Zeit in Dresden und anschließend ab 1911 in Berlin. Er löst sich von dem allzu Expressiven, dem wilden und direkten, spontanen Vortrag. Heckels ganzheitliche Naturanschauung, seine Sehnsucht nach Harmonie und die Idee, das Unfassbare durch die Dinge hindurch scheinen zu lassen, wird charakteristisch mit diesem Aquarell in vielen Bereichen besonders stark spürbar. Ein klassisches Motiv des Künstlers, ein offensichtlich in sich gekehrter, in Gedanken versunkener Akt an der Küste der beliebten Insel in der Ostsee nördlich von Stralsund lässt uns über das Sichtbare hinaus zurück. Schon Franz Marc schildert Heckels Bilder 1912 gegenüber Wassily Kandinsky: „Die Kunst Heckels ist sehr versteckt, mit einem sehr frommen, tiefen Sinn, der mehr das feine Echo, oder besser gesagt, den Gedankenklang dessen ist, was man ganz zuerst vor der Leinwand spürt; er schreckt ab, um einen nachher besser zu fassen.“ (Franz Marc an Wassily Kandinsky am 18. Januar 1912, in: Wassily Kandinsky Franz Marc Briefwechsel, hrsg. von Klaus Lankheit, München 1983, S. 122).

Zertifikat

Bestätigt vom Nachlass Erich Heckel, Renate Ebner am 9.6.2015; das Aquarell ist im Archiv der Erich Heckel Stiftung Hemmenhofen registriert. Wir danken Hans Geissler, Nachlass Erich Heckel, für ergänzende Auskünfte.

Provenienz

Sammlung Dr. Hans Koch, Düsseldorf/Randegg; Erben Koch, Oberbayern

Ausstellung

Stuttgart 1957 (Kunstverein Stuttgart), Erich Heckel, Kat. Nr. 68 [mit irrtümlichen früheren Ausstellungsangaben]; Freiburg 1962 (Augustinermuseum Freiburg), Deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts, Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Kleinplastik aus südbadischem Besitz, Kat. Nr. 34