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Lot 211 Dα

Ernst Ludwig Kirchner - Badende

Auktion 1121 - Übersicht Köln
30.11.2018, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 28.000 € - 32.000 €

Ernst Ludwig Kirchner

Badende
1914

Braune Tuschfeder- und Bleistiftzeichnung auf elfenbeinfarbenem Papier 33,5 x 34,5 cm Am Oberrand links mit Bleistift signiert und datiert 'E L Kirchner 14'.

„Vielen Dank für die Sendung des Buches. Es interessiert mich gerade jetzt sehr, da ich ein grosses Bild Badende in einer Wanne gemalt habe“, schreibt Ernst Ludwig Kirchner an Eugen Diederichs, den Gründer des gleichnamigen Kulturverlags, Mitte Dezember 1914 und versieht den Brief mit einer schnellen, aber detailreichen kleinen Zeichnung (zit. nach Hans Delfs (Hg.), Ernst Ludwig Kirchner. Der gesamte Briefwechsel, Bd. I, Zürich 2010, S. 97).
Diese gibt exakt den Mittelteil des als Triptychon von Kirchner konzipierten Gemäldes wieder: drei, dem klassischen Grazienprinzip nach variierte unbekleidete Frauen - einander beim Entsteigen der Wanne behilflich, sich abtrocknend bzw. sich waschend (s. Vergleichsabb.). Der Mittelgruppe sind ein weiblicher Akt in Vorder- und Rückenansicht links und rechts zur Seite gestellt, verbunden mit dem zentralen Motiv in der Fortführung des Hintergrundes.

Unsere großformatige bedeutende Zeichnung aus dem Besitz von Dr. Frédéric Bauer und Rüdiger Graf von der Goltz ist augenscheinlich im Entwicklungsstadium des Gemäldetriptychons entstanden.
So vereint die frühe Zeichnung die gesamte Gruppe von fünf Badenden, geschart um die Wanne in mithin reziproker Bewegung und gespiegelter Ansicht: Die äußeren Frauengestalten flankieren die Mittelszene, die rechte der drei Mittelfiguren steht im Begriff, in die Wanne zu steigen, während die mittlere die links hockende wäscht. Die Wanne ist diagonal entgegengesetzt ausgerichtet, wie auch der Raum sich zur anderen, rechten Seite öffnet - im Gegensatz zur späteren Bildkomposition.
In wenigen Strichlagen sind die Köpervolumina und der Bildraum erfasst, die zartere Bleistiftzeichnung mit entschiedenerer Tuschfederzeichnung betont. Wie nur bei den ihm wichtigen Papierarbeiten hat Kirchner die Zeichnung voll signiert und datiert. Sie ist über ihren künstlerischen Eigenwert hinaus als wichtiges Dokument seines malerischen Schaffensprozesses anzusehen.

Die Tuschfederzeichnung befand sich in den großen Sammlungen von Kirchners Davoser Arzt Dr. Frédéric Bauer und später in der von Rüdiger Graf von der Goltz, der ebenfalls einige Gemälde aus allen Schaffensphasen Kirchners mit dem Schwerpunkt „weiblicher Akt“ besaß (s. Donald E. Gordon, Ernst Ludwig Kircher. Mit einem kritischen Katalog sämtlicher Gemälde, München 1968, Nrn. 207, 223, 287, 322, 342, 419, 651).


Vergleichsabbildung: Ernst Ludwig Kirchner, Badende Frauen, 1915/1925, Öl auf Leinwand - Triptychon, 196 x 66 cm / 196 x 171 cm / 196 x 66 cm, Nachlass Ernst Ludwig Kirchner, Galerie Henze Ketterer, Wichtrach/Bern
Aus: Ausst. Kat. Ernst Ludwig Kirchner Retrospektive, Städel Museum Frankfurt 2010, S. 132 f.

Zertifikat

Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv Wichtrach/Bern dokumentiert.

Provenienz

Sammlung Dr. Frédéric Bauer, Davos; Stuttgarter Kunstkabinett, Stuttgart R.N. Ketterer, 19. Auktion 1954, Kat. 1158; Galerie Christoph Czwiklitzer, Köln, nach 1954, Kat. 109; Sammlung Rüdiger Graf von der Goltz, Berlin - Düsseldorf; Privatsammlung

Ausstellung

Nürnberg 1952 (Städtische Kunstsammlungen), Ernst Ludwig Kirchner. Gemälde und Graphik der Sammlung Dr. Frédéric Bauer, Kat. Nr. 114