Rudolf Bauer - Pizzicato - image-1

Lot 226 N

Rudolf Bauer - Pizzicato

Auktion 1121 - Übersicht Köln
30.11.2018, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 20.000 € - 30.000 €
Ergebnis: 27.280 € (inkl. Aufgeld)

Rudolf Bauer

Pizzicato
1931

Aquarell, Tempera und Tusche auf festem chamoisfarbenen Zeichenpapier 43,8 x 31,9 cm Unter Glas gerahmt. Unten links mit Tusche signiert 'BAUER'. - An den Kanten minimal gebräunt, etwas wellig; in ausgezeichneter farbfrischer Erhaltung.

"Pizzicato" kommt - wie könnte es bei einem Titel von Rudolf Bauer anders sein - aus dem Musikalischen und umschreibt das Zupfen der üblicherweise gestrichenen Saiten - in der Regel ein spitzes, trockenes wie leises Klang-Staccato erzeugend. Am wirkungsvollsten entfaltet es sich tatsächlich u.a. im Jazz beim solistischen Einsatz eines tief vibrierenden Kontrabasses. Musik - und in Erweiterung dieser Sphäre - das "Geistige" überhaupt, waren für Bauer zentrale Begriffe, zog er doch in seiner Verehrung für klassische Musik, insbesondere für Bach und Beethoven, programmatische Parallelen zur Darstellung und Interpretation des Ungegenständlichen in der Malerei. Nach der Zeit beim "Sturm" in Berlin und der Berührung mit Dada, Futurismus und Konstruktivismus nach dem I.Weltkrieg, kristallisierte sich für Bauer das Künstlerische in der Abstraktion, in der absoluten Form. "And though painting and music are very different mediums, in Bauer they find a common ground, that of the unmaterialistic and the intangible. All of this requires that we, the viewers, adopt a new art vocabulary and dedicate more time to the actual viewing of his paintings. [...] any great piece of music demands several careful listenings before its pure, rhythmic beauty is unfolded and appreciated. Bauer (like Kandinsky) saw beyond the genre, on into a truly Non-objective garden." (Leonard Hutton-Hutschnecker, 1976, op. cit. S. 4). In dieser Hinsicht bleibt die historische Bedeutung der Rezeption der abstrakten Arbeiten von Rudolf Bauer in den 1930er Jahren zusammen mit den Werken von Wassily Kandinsky in der Sammlung von Solomon R. Guggenheim in New York nicht nur unangetastet, sondern erklärt, aus der Zeit heraus, die unmittelbar empfundene künstlerische Nachbarschaft. In dieser ersten grossen Sammlung abstrakter Malerei auf dem amerikanischen Kontinent hingen die Bilder von Bauer und Kandinsky neben Werken von Moholy-Nagy, Gleizes und Paul Klee. Und diese Werke waren damals das Modernste, was man sich überhaupt vorstellen konnte und sie empfahlen sich 1939 mit einer exquisiten musealen Präsentation in den eleganten Räumen eines ehemaligen Autosalons. Erst nach den schicksalhaften Verwerfungen des II. Weltkriegs war es einem New Yorker Galeristen wie Leonard Hutton in den 1970er Jahren möglich, einer internationalen Öffentlichkeit wieder Rudolf Bauer ins Gedächtnis zu rufen. Von den Papierarbeiten Bauers liegt hier eine sehr schöne Arbeit von 1931 mit Provenienz Hutton vor.

Provenienz

Leonard Hutton Galleries, New York (mit dem Rahmungsaufkleber); Privatbesitz Schweiz

Literaturhinweise

Vgl. Rudolf Bauer 1889-1953, The Constructivist Years, Ausst. Kat. Leonard Hutton Galleries, New York 1976