Walter Gramatté - Vom Tibidabo (Barcelona mit Pinien) - image-1

Lot 232 Dα

Walter Gramatté - Vom Tibidabo (Barcelona mit Pinien)

Auktion 1121 - Übersicht Köln
30.11.2018, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 25.000 € - 30.000 €

Walter Gramatté

Vom Tibidabo (Barcelona mit Pinien)
1924

Öl auf Leinwand 65,6 x 81,3 cm Gerahmt (Original-Künstlerrahmen). Nicht signiert. - Rückseitig auf dem Keilrahmen unten von fremder Hand mit dem Bleistift u.a. bezeichnet "Barcelona - Pinien Walter Gramatté" sowie oben mit Zollstempeln aus Wien und Frankfurt. - In gutem Zustand, stellenweise mit optisch kaum auffälligen flachen Craquelé.

Nach den schwierigen Jahren im Berlin der Nachkriegszeit, in denen sich aber seit 1919 die wichtigen Freundschaften zu Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff ergeben hatten, entschloss sich Walter Gramatté mit seiner jungen Frau und Lebensgefährtin, der russischen Pianistin Sophie-Carmen Fridman ("Sonia"), die er 1920 ehelichte, zur Auswanderung. Er verließ Deutschland und übersiedelte nach Spanien. Diese Ereignisse bedeuteten nicht nur eine Zäsur im unruhigen, stets gefährdeten Leben des Künstlers, auch seine künstlerische Kreativität erhielt neue Impulse. Seine Arbeiten lösten sich stilistisch von den expressionistisch geprägten Anfängen. Das Erlebnis der Reisen, der Natur, die empfundene Sinnlichkeit und Schönheit der entdeckten südlichen Topographien veränderten seine Bildinhalte, Techniken und seine Malweise. Die neuen Gemälde, darunter die Ansichten von Barcelona, zeigen "eine Heiterkeit, die in seinem Werk bisher ungewohnt war. [...] Dieses Aufgeben der starken Spannung ist typisch für alle Spanien-Landschaften. Dennoch ist das Endergebnis nicht weniger mystisch als in der frühen Zeit, obwohl der Effekt durch die Verwendung anderer Mittel erreicht ist, vor allem durch leichtere Farben." (Ferdinand Eckhardt, Einleitung zum Ausst. Kat. Walter Gramatté, Bilder, Aquarelle, Zeichnungen, Graphik, Brücke-Museum Berlin, 1968, S. 8). Im Oeuvre spiegelt sich dieser sehr glückliche Lebensabschnitt u.a. auch in einer Fülle von frischen Aquarellen, die in den großformatigen Gemälden Umsetzung finden.
"Vom Tibidabo" gibt in fast pudrig wirkenden matten hellen Farben eine weit gefasste Aussicht von erhöhtem Standpunkt über die Hügel- und Bergketten um Barcelona. Im Hintergrund wölben sich, ineinander übergehend, Meer und Äther in einem weiten Bogen, der durchaus an die Bildabschlüsse Erich Heckels denken lässt und an die "Weltlandschaften" früherer Zeiten. Das flutende Licht und die Kargheit des Südens finden ein formales und sehr modernes Äquivalent in der vermeintlichen Leere und den ausgewählten, sparsam gesetzten Detailangaben. Erhaben und entrückt wirkt das Bild durch die eigentümliche Farbigkeit und die konsequente wie mutige Flächigkeit in der Wiedergabe aller Bildkomponenten.

Werkverzeichnis

Negendanck 110; Eckhard B 108 ("Vom Tibidabo (Barcelona)")

Provenienz

Aus dem Nachlass des Künstlers; Dr. Ferdinand Eckhardt, Winnipeg/Canada

Ausstellung

Hamburg 1932 (Kunstverein), Walter Gramatté, Kat. Nr. 27; Kiel/ Bremen/ Königsberg/ Danzig (Wanderausstellung) 1932-1933, Walter Gramatté, Kat. Nr. 12; Ottawa 1966 (The National Gallery of Canada), Walter Gramatté, Kat. Nr. 17; Düsseldorf 1996 (Galerie Remmert und Barth), Walter Gramatté. Ausgewählte Werke 1916 bis 1926, Kat. Nr. 59 mit Farbabb.; Davos/ Hamburg 2008/2009, Walter Gramatté, Kat. Nr. 69 mit Farbabb.