Lot 347 D

Der Reiz des grossen Blattes liegt nicht nur in der intensiv erhaltenen Farbigkeit und der differenzierten Aquarellierung sondern auch in der meisterlichen Verschränkung der Darstellungsebenen. Die modernistische Verkürzung von Vorder-, Mittel- und Hintergrund in der Komposition vermeidet jegliche räumliche Tiefe, so daß man eine flache, horizontale Schichtung wahrnimmt wie in einer dekorativen, dicht verwebten Tapisserie. Tatsächlich ist das zentrale Blumen- und Figurenmotiv von einem Teppich hinterfangen, dessen Musterung gleichgewichtig mitspricht, wie auch die Holzmaserung der Tischzarge in der Komposition betont wird und sich arabesk verselbständigt. Durch die Farbwahl und die Farbverteilung ergibt sich jedoch eine kunstvolle optische Beruhigung. Die zarten wie empfindlichen Schneerosen, die man auch Christrosen nennt, entfalten sich in schöner natürlicher Symmetrie vor der dunklen gotischen Figur eines Heiligen, der, leicht nach rechts gewendet, sich vor dem bläulichen Bildgrund materialisiert.