Otto Modersohn - Wümme mit Kahnfahrer - image-1

Lot 406 Dα

Otto Modersohn - Wümme mit Kahnfahrer

Auktion 1121 - Übersicht Köln
30.11.2018, 17:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 12.000 € - 15.000 €
Ergebnis: 32.240 € (inkl. Aufgeld)

Otto Modersohn

Wümme mit Kahnfahrer
1911

Öl auf dünnerem Karton 41,2 x 58,3 cm Gerahmt. Unten rechts mit dem Pinsel grünschwarz datiert 'IX II' [September 1911]. Daneben mit dem schwarzen Signaturstempel des Nachlasses versehen "O Modersohn". - Die Kartonränder leicht uneben, stellenweise etwas bestoßen; die untere rechte Kante mit schmaler Oberflächenverletzung und Farbverlust.

1896 unternahm Otto Modersohn erstmals einen Ausflug in das nur wenige Kilometer von Worpswede entfernte Dorf Fischerhude. Zusammen mit Paula Modersohn-Becker sollte er in den darauffolgenden Jahren mehrfach dorthin zurückkehren, um 1908, nach dem Tode Modersohn-Beckers, schliesslich ganz umzusiedeln. In die Fischerhuder Zeit fällt eine Veränderung seines Stils, er entwickelt eine abstrahiertere, schroffere Bildsprache, und eine deutlich sattere Farbskala verleiht den Arbeiten besondere Präsenz und Tiefe. Insbesondere die vorliegende Arbeit ist in diesem Sinne exemplarisch und zeigt, wie Rainer Noeres ausführte, die dezidierte Auseinandersetzung des Künstlers mit der Malerei Vincent van Goghs, dessen Werke er 1909 in einer Ausstellung bei Cassirer in Berlin gesehen hatte. Zu der künstlerischen Rezeption und Überzeugung gab es zudem eine kunstpolitische Haltung: Otto Modersohn "war der einzige unter den Worpsweder Malern, der sich 1910/1911 für den Ankauf des Bildes "Champ de blé, les coquelicots", genannt "Mohnfeld", von van Gogh durch Gustav Pauli für die Kunsthalle Bremen eingesetzt hatte." In dem künstlerische wie kunstpolitische Grundfragen berührenden Streit hatte Modersohn gegen national-protektionistische Tendenzen in der Kunst sehr klar Partei ergriffen.
So gehört "Wümme mit Kahnfahrer" zu einer Gruppe von 1911 entstandenen Landschaftsmotiven, die sich durch den Einsatz der Farbe und einen besonders dynamischen Pinselduktus und einer kunstvollen, Ton-in-Ton-Palette auszeichnen. Die markante Darstellung kontrastierender Weiss-Reflexe sowie das bewusste Einbeziehen des Bildträgers in die Komposition geben einer neuen Freiheit und Leichtigkeit Ausdruck, die die Malerei Otto Modersohns weiterhin bestimmen sollte.

Zertifikat

Mit einer Foto-Expertise von Christian Modersohn, Otto Modersohn Museum Fischerhude, vom 4. April 1999. Wir danken Rainer Noeres, Otto Modersohn Museum, Fischerhude, für freundliche ergänzende Auskünfte.

Provenienz

Louise Modersohn-Breling; Privatbesitz Worpswede; Sammlung A. Gies, Bremen; ehemals Pina Drewers, Bremen; Privatbesitz Bremen; Norddeutsche Privatsammlung

Literaturhinweise

Vgl. Im Kampf um die Kunst. Die Anwort auf den Protest deutscher Künstler, München 1911, S. 62; Wulf Herzogenrath u. Dorothee Hansen (Hg.), Felder - Das Mohnfeld und der Künstlerstreit, Ausst. Kat. Kunsthalle Bremen, Ostfildern-Ruit 2002

Ausstellung

Fischerhude 1992/1993 (Otto Modersohn Museum), Otto Modersohn in Fischerhude 1908 - 1930, Kat. Nr. 32 mit Farbabb.; Fischerhude 2002/2003 (Otto Modersohn Museum), Otto Modersohn und der Künstlerstreit - "Im Kampf um die Kunst", o. Kat.; Fischerhude 2008/2009 (Otto Modersohn Museum), Otto Modersohn - Fischerhude 1908 - 1915. Der Neubeginn in Fischerhude vor einhundert Jahren, o. Kat.