Sigmar Polke - Ohne Titel (19 Fox) - image-1

Lot 525 D

Sigmar Polke - Ohne Titel (19 Fox)

Auktion 1122 - Übersicht Köln
01.12.2018, 14:00 - Zeitgenössische Kunst I
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 74.400 € (inkl. Aufgeld)

Sigmar Polke

Ohne Titel (19 Fox)
1983

Gouache und Sprayfarbe auf Papier hinter übermalter Plexiglasscheibe und in übermaltem Wechselrahmen. 72 x 102 cm. Unter Plexiglas gerahmt. Auf dem Papier signiert 'S. Polke'. Auf der Rahmenrückseite signiert und beschriftet 'S. Polke 19 FOX'. - Mit Atelierspuren.

In seinem Beitrag „Was man nicht sieht“ zu den Arbeiten von Sigmar Polke gibt der Kunsthistoriker und Ausstellungsmacher Rudi Fuchs zu bedenken, dass „bei Polkes alchimistischer Arbeitsweise es nicht völlig ausgeschlossen“ ist, „dass noch weitere Ergänzungen vorgenommen werden. [...] die impulsiven Fragmente, die am Anfang noch frei umherschwebten, haben sich nun gesammelt“. (Rudi Fuchs, Was man nicht sieht, in: Sigmar Polke. Die drei Lügen der Malerei, Ostfildern-Ruit 1997, S. 233). Letzteres kann man nahezu wörtlich nehmen: um ein Kugel-Zentrum kreisen in ellipsenhaften Laufbahnen Kugel-Elemente wie Satelliten. Eine Hand von rechts führt im verlängerten Zugriff eine Gabel und pikst das Zentrum. Ein Daumen drückt inmitten von Kreuzen das Geschehen, Koordinaten und Konstruktionsplanung scheinen das Wilde der Komposition zu ordnen. Und „weitere Ergänzungen“? Das Eindeutige, die sich gleichmäßig in Laufbahnen bewegenden Satelliten, ist jedoch übermalt, zusätzlich dem Rätselhaften überschrieben. Die Verunklärung als System ist eingeleitet, die magische Anziehungskraft zeigt ihre transparente Wirkung in Form der Übermalung der Plexiglasscheibe. Das dennoch Transparente kreiert einen imaginären Raum über dem haptisch Sichtbaren an der Oberfläche des eigentlichen Bildträgers.
Polkes Griff in die frühzeitige Darstellung der Astronomie ist hier gekoppelt mit seinem Hang, die Dinge für seine Zwecke zu paraphrasieren. Sternbilder, Umlaufbahnen kreuzen sich im Alltag und stellen sich dem Wechsel der dynamisch aufgetragenen Bewegung der Farben; ein erstes Beispiel von Polkes Transparentmalerei? Der Blick durch das informell vermalte Fenster im Diesseits auf das Geschehen im Orbit? Mit der gesprühten Comic-Hand und Comic-Schere, wie den anderen Details, greift Polke immer wieder auf sein Bildfindungsrepertoire der 1970er Jahre zurück und lässt graphische Momente, verlaufende Farben, drastische Übermalungen zu einem außergewöhnlichen Geflecht zusammenwachsen.
Das rätselhafte Vexierbild, in das Prinzip der Bild-Collagen eines Max Ernst eingebunden, durchmischt Sigmar Polke in unterschiedlichen Ebenen und vermischt gleichzeitig auch die Quelle.

Zertifikat

Wir danken Michael Trier, Köln, für hilfreiche Auskünfte.

Provenienz

Galerie Erhard Klein, Bonn; Privatsammlung, Berlin