Katharina Grosse - Ohne Titel - image-1

Lot 540 D

Katharina Grosse - Ohne Titel

Auktion 1122 - Übersicht Köln
01.12.2018, 14:00 - Zeitgenössische Kunst I
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 42.160 € (inkl. Aufgeld)

Katharina Grosse

Ohne Titel
1999

Acryl auf Aluminium. 125 x 94 cm. Rückseitig signiert und datiert 'Katharina Grosse 1999' sowie mit Richtungspfeil. - Mit geringfügigen Altersspuren.

Es gibt so etwas wie ein Frühwerk. Ein ‚Tafelbild' wie dieses, das zeitlich noch vor den orgiastischen, farbsprühenden, großflächigen Allover-Malereien der Künstlerin entsteht. Nicht so überdimensioniert groß, wofür die Leinwände mit entsprechenden Keilrahmen nicht mehr ausreichen wollen, sondern inzwischen Räume, Fassaden, ganze Straßenzüge und Landschaften von Katharina Grosse mit Sprühfarben übermalt sind. Sie sprengt damit jegliche Vorstellung von Format und möglichen Größen und entwickelt dabei ihr größtmögliches Farb-Potential.
Und doch hat Katharina Grosse wie hier die Farbe mit Pinsel Bahn für Bahn, physisch nachvollziehbar mit unterscheidbaren, rhythmisiert nebeneinandergesetzten Pinselzügen auf den Bildträger aufgetragen, nicht blickdicht sondern lasierend, die glatte, nicht saugende Aluminiumtafel sichtbar belassend. Damit sind die haptische Materialität des Bildträgers und die vertikale und darüber horizontale, etwas heller und lasiert aufgetragene Farbe intensiv nachvollziehbar. Katharina Grosse malt ein nahezu monochromes, optisch zweigeteiltes Bild, welches auf die wesentlichen Tugenden klassischer Malerei hinweist: die Übung des malerischen Auftrags. In dem ‚kleinen', 1999 entstandenen Format kann man auch eine kontemplative Besinnung fühlen, ein Konzentrieren auf das Eigentliche: der Vorgang des Malens. Kurz vor dem Beginn des neuen Jahrtausends steht die Künstlerin an der Schwelle, die Vorstellung ihrer malerischen Grenzverschiebung drastisch und expansiv aufzunehmen, den Farbauftrag mit Pinsel durch das Versprühen der Farben zu ersetzen. „Das Sprayen lässt Zugriffe zu“, so die Künstlerin 2004, „die unmittelbar aus dem Sehen kommen, während das Malen von Linien mit dem Pinsel stark aus der Körperbewegung entwickelt wird. Die Bewegung mit dem Auge ist der Bewegung mit der Spraypistole viel verbundener. Man bewegt sich von der vom Körper bestimmten Maßstäblichkeit weg.“ (Katharina Grosse im Gespräch mit Lothar Frangenberg, zit. nach Ulrich Loock, in: Ausst.Kat. Katarina Grosse, Inside the Speaker, Düsseldorf 2014, S. 87). Das übergroße Format, das Allover scheint also mit der herkömmlichen Mal-Technik für Katharina Grosse nicht mehr realisierbar; so gesehen ist diese Aluminiumtafel mit dem vertikalen und horizontalen Pinselauftrag ein sehr privates, um nicht zu sagen intimes Werk der Künstlerin.

Zertifikat

Die vorliegende Arbeit ist im Archiv der Künstlerin registriert. Wir danken dem Studio Katharina Grosse, Berlin, für hilfreiche Auskünfte.

Provenienz

Galerie Conrads, Düsseldorf; Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen