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Lot 614 D

Fritz Koenig - Kleiner Sämann

Auktion 1122 - Übersicht Köln
01.12.2018, 14:00 - Zeitgenössische Kunst I
Schätzpreis: 7.000 € - 8.000 €
Ergebnis: 8.680 € (inkl. Aufgeld)

Fritz Koenig

Kleiner Sämann
1947

Bronze mit hellbrauner Patina. 28,4 x 14,6 x 17,3 cm. Geritzt monogrammiert 'FK'. Nachguss.

Eine Retrospektive des Bildhauers Fritz Koenig in Florenz in der Stadt der genialen wie erstrangigen Renaissance-Bildhauer von außergewöhnlichem Rang wie Michelangelo, Donatello, Benvenuto Cellini, Giovanni Bologna gen. Giambologna. Kaum zu glauben: Der ‚Ur-Enkelschüler' von Adolf von Hildebrandt (1847-1921) in den Räumen der Uffizien, in den Boboli-Gärten, an jenem Ort, in dem einst Hildebrandt seit 1874 lebt, die italienische Renaissance studiert und über Das Problem der Form in der bildenden Kunst sinniert, dessen Gedanken in Buchform 1893 in Straßburg erscheint. Die Presse feiert Fritz Koenig, den bis 2017 bei Landshut lebenden Künstler und dessen umfangreichste Skulpturen-Ausstellung in der vom Arno geteilten Stadt der Medici.

Fritz Koenig gehört zu den angesehensten Bildhauern der Nachkriegszeit, dessen spirituelle Prägung und individueller Stil der Natur verbunden ist und Tendenzen der Abstraktion im Informellen mit spielerischem Umgang verfolgt. 1924 in Würzburg geboren, beginnt er nach dem Kriegsdienst 1946 in München bei Anton Hiller zu studieren, dessen Lehrer Hermann Hahn wiederum in der Tradition strenger Formen antiker Frühklassik eines Adolf von Hildebrandts steht. Nachdenklich durch die Erlebnisse in der Wehrmacht kursieren seine Themen um das Votiv, das Kreuz und immer wieder Formen des Epitaphs. Keine Helden der nahen Vergangenheit, sondern Pferde im Gleichschritt, Pferde in der Menge, wie Koenig den Tieren in der Camargue begegnet und den Wunsch sein frühes Interesse an Pferden mit einem eigenen Gestüt umsetzt. Die Quadriga, Reitergruppen und andere Darstellungen mit Pferden sind die ersten plastischen Gruppen-Formulierungen, die der Villa Massimo-Ausgezeichnete ab Mitte der 1950er Jahren zu einem seiner Signets verarbeitet. Das Gebiet um den Ganselberg vor den Toren der Stadt Landshut entfaltet Fritz Koenig seit 1961 zu einem weitläufigen Atelier, wo Pferde und seine Skulpturen sich zukünftig miteinander entwickeln und seine Kunst mit der Natur in Einklang kommt.
Neben der „freien“ Skulptur befasst sich Fritz Koenig immer wieder mit der Gestaltung von ‚Kunst am Bau', arbeitet an Kirchenportalen, Tabernakeln und Altarkreuzen etwa für den Dom von Würzburg, kreiert erste Augenmotive und Kugelformen, formt er mächtig aufragende Karyatiden zu ebenso großen Kreuz-Motiven. Koenig systematisiert so seine geometrisch-abstrakten Paraphrasen in Skulpturensprache, mit der er seine „Grundfigurationen ins Abstrakte treibt, um sie ebenso wieder im Gegenständlichen anzusiedeln“, so Peter-Klaus Schuster. (Peter-Klaus Schuster, Die Grammatik der Formen. Zur Sprache der Skulpturen von Fritz Koenig, in: Ausst.Kat.: Fritz Koenig. Skulptur und Zeichnung, München 1988, S.45).

Diese kleine, feine Privatsammlung von 17 Kleinskulpturen und Bozetti zeigt einen Querschnitt durch das Werk des Künstlers. Der Kleine Sämann ist ein Beispiel für die ersten Schritte, die Kleine Biga steht für einen ersten starken wie authentischen Auftritt. Mit der Kugelkaryatide für New York erreicht Koenig internationales Ansehen, vielfältige Votiv-Tafeln, Epitaphe und immer wieder die Auseinandersetzung mit Pferden und dem Thema Zwei verschaffen dem Bildhauer weitreichende Anerkennung und einen festen Platz in der Geschichte europäischer Plastik.

Skulpturen wie der Kleine Sämann sind von heute aus gesehen vielleicht nicht typisch für Fritz Koenig und stehen eher für seinen ersten Versuch skulpturaler Formerfindung nach der dunklen Zeit der Kunst- und Kulturdiktatur. Ein befreiendes Moment mit Blick auf die sich ebenfalls wieder etablierende ältere Generation mit Ewald Mataré, Toni Stadler, Georg Kolbe oder Gerhard Marcks und nicht zuletzt auf seinen Lehrer Anton Hiller. Also eine grundlegende Umorientierung und Reaktion auf den Aufbruch junger Bildhauer. Koenig aber zeigt sich eher verhalten; abstrakte Tendenzen verarbeitet er in Etappen. Und dann sind sie immer an die Natur, an die Form und dem Zusammenspiel beider gebunden.

Werkverzeichnis

Clarenbach 16