Tablett mit Wiener Kameenmalerei - image-1
Tablett mit Wiener Kameenmalerei - image-2
Tablett mit Wiener Kameenmalerei - image-1Tablett mit Wiener Kameenmalerei - image-2

Lot 14 Dα

Tablett mit Wiener Kameenmalerei

Auktion 1125 - Übersicht Berlin
07.11.2018, 18:00 - The Twinight Collection I
Schätzpreis: 10.000 € - 15.000 €
Ergebnis: 22.500 € (inkl. Aufgeld)

Tablett mit Wiener Kameenmalerei

Porzellan, radierter Goldfond, Aufglasurdekor in Grisaille- und Sepiacamaieu. Oval, mit leicht konkav hochgezogenem Rand. Darstellung eines großen Kameos aus der kaiserlichen Kunstsammlung, verso bezeichnet "Apothéose d´Auguste.Sardoine-Onyx. Camée du cabinet Impl. des antiques grandeur naturelle." Unglasierter Boden mit Blaumarke Bindenschild, Jahresstempel 813, Dreherzeichen P. H 2,7, B 36,2, T 28 cm.
Wien, Manufaktur Niedermayer, Weißbrand 1813, der Dekor zeitgenössisch, dem Maler Lorenz Herr zugeschrieben.

Auf dem Tablett ist die berühmte römische Gemma Augustea aus der Gemmen- und Kameensammlung des Kunsthistorischen Museums Wien abgebildet, ein römischer Steinschnitt aus der frühen Kaiserzeit, 9 - 12 n.Chr.datiert. Die legendäre Gemme, die als der Cameo schlechthin gilt, soll beim Kreuzestod Christi wie andere Steine und der Tempelvorhang, in der Mitte gerissen sein. Der bedeutende Cameo absolvierte bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts einen abenteuerlichen Weg über Äthiopien und das Rathaus von Toulouse bis zu einem Florentiner Sammler, der Bankier Castellani, der bereits erste Abgüsse fertigen ließ. Sie war damals schon die begehrteste Steintrophäe der Antike. 1470 soll Papst Paul II. 10 000 Thaler und den Bau einer Brücke über die Garonne dafür geboten haben. 1560 gelange sie in das Inventar von Fontainebleau, wo sie nach der Plünderung durch die Hugenottenkriege verschwand. Erst 1619 ist sie im Bestand der Wiener Schatzkammer registriert, und man vermutet, dass Rudolf II. sie zwischen 1591 und seinem Todesjahr 1612 erwarb.
Joseph Calasanz, Ritter von Arneth, publizierte die Gemme, nach einer Zeichung von Fendi 1849 in "Die antiken Cameen des k. k. Münz- u. Antiken-Cabinettes". Schon über 30 Jahre vor dieser Publikation entstand dieses außergewöhnliche Tablett, das als eines der bedeutendsten Stücke der Wiener Porzellanmanufaktur unter der Leitung von Conrad von Sorgenthal den Stand der Kameenmalerei dokumentiert.

Provenienz

Dorotheum Wien Auktion 18. Oktober 2007, Lot 1441.

Literaturhinweise

Zur Geschichte des Cameo s. Lörz, Die mittelalterliche Geschichte der Gemma Augustea, in: Concilium medii aevi, 9/2006, S. 159 ff.